Die Nacht auf unserem Kuhparkplatz verlief ungeahnt ruhig. Keine Kuhglocken weckten uns und erst beim Frühstück schauten uns die Kühe wieder auf die Teller. Inga ließ es sich nicht nehmen die Kühe zu streicheln. Sah es früh morgens noch nach einem regnerischen Tag aus, klarte es auf den ersten Kilometern immer auf und ab und zu ließ sich die Sonne blicken. Unser nächstes Ziel sollte Borgund werden. Die große Tour über die Hardangervidda strichen wir aufgrund der Terminenge. Dazu hätten wir einen weiteren Tag gebraucht und hätten auch nur im Auto gesessen. Nein, das muss man genießen und sich viel Zeit nehmen. Ein anderes Mal vielleicht.
Auf unserer alten Karte fanden wir den vom Routenplaner vorgeschlagenen Weg nicht immer. Zu oft hatten die Norweger sich einfach einen Tunnel durch die Berge gebohrt. Irgendwann hörte ich auf die Tunnel zu zählen. Mussten wir vor zwanzig Jahren noch um viele Fjorde herum fahren, geht der Weg nun ziemlich direkt von Sognedal nach Borgund.
Vor Borgund kommen wir durch ein weiteres enges Tal, dass wieder atemberaubende Eindrücke bietet. Nach einem Tunnel stehen wir vor einer Gletscherzunge. Auch hier kann man gut erkennen, wie stark der Rückgang der Gletscher ist.
Es beginnt plötzlich und ohne Vorwarnung zu schütten. Schade. Ich hoffte die Stabkirche vom Burgund bei schönem Wetter zu sehen. Aber so ist es in Norwegen. Im einen Moment schönes Wetter, im nächsten geht die Welt unter.
Wir fahren durch einen Tunnel und strahlender Sonnenschein empfängt uns. Die Wolken sind am Berg hängen geblieben. Von der E16 abgefahren sind es nur einige Hundert Meter bis zu Stabkirche Burgund.
Klein sieht sie aus. Aber wenn man bedenkt, wie alt die Kirche schon ist, wächst die Begeisterung. Die Bäume sollen 1180/81 geschlagen worden sein. Was diese Kirche schon alles erlebt haben muss? Wie viele Feste, wie viele Tragödien und Kriege?
Wir lassen uns viel Zeit.
Als wir dann wieder zurück fahren, scheint auch in dem Tal mit dem Starkregen die Sonne. Wie unterschiedlich die gleiche Landschaft bei schönen, wie schlechtem Wetter erscheint.
Der Weg nach Bergen führt uns an Flam vorbei.
Vor Flam kommt dann der größte Autotunnel der Welt: Über 24,5 Kilometer. Alle 6 Kilometer kommt ein kompletter Wendekreis! In dem auch Laster wenden und bei Gefahr wieder zurückfahren können. Hier ist alles gigantisch.
In Flam hielten wir spontan an, aber wie ich es vermutet hatte, ist das reiner Touristennepp. Für Eisenbahnfreunde ein Highlight, mein Vater wäre begeistert gewesen. Für mich ein Graus. Zu oft habe ich irgendwelche Modelleisenbahnen reparieren müssen, um mich heute am Thema Eisenbahn zu begeistern. Zwar lese ich gerade das in Norwegen spielende Buch „Die Brückenbauer“, das den entbehrungsreichen Bau einer Eisenbahn um 1900 von Kistiana nach Bergen beschreibt, jedoch hatte ich nicht die Geduld mir einige solcher Bauwerke aus einem fahrenden Zug heraus anzuschauen. Da wollte ich mir lieber den Bergener Bahnhof noch anschauen, dessen Bau im Buch auch beschrieben wird.
Durch das schmale Tal in Stahlheim führt uns dann noch der Weg und ganz spontan entschließe ich mich, doch den Serpentinenweg zurück zu fahren. Dann muss man eben die Tunnel zweimal fahren. Aber bei schönem Wetter eine Straße mit 18% Gefälle und einem Dutzend Spitzkehren. Das muss einfach sein. Noch dazu, wenn man weiß, dass einem niemand entgegen kommen kann: Die Straße ist Einbahnstraße, der auffahrende Verkehr muss durch den modernen Tunnel.
In Bergen finden wir Platz auf einem Campingplatz in der südlichen Vorstadt. Morgen wollen wir mit Bus und Bahn in die Stadt fahren: Einen Parkplatz oder Stellplatz direkt bei den Sehenswürdigkeiten zu finden, wagen wir dann nach den Erfahrungen von Trondheim lieber erst gar nicht.
Zeitraffer der Strecke:
Briksdalbreen, Borgund, Flam, Bergen
https://www.youtube.com/watch?v=i37xnLXVU5g
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