Eines haben alle Wohnmobile gemeinsam: Man heizt, kocht und kühlt mit Gas.
Grund genug sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Insbesondere für Neu-Camper oder gar Neu-Wohnmobilisten wird die Gasversorgung ungewohntes Terrain sein. Zwar grillen mittlerweile auch viele Menschen zuhause mit Gas, aber ansonsten gibt es nur noch in manchen Berufen Berührungspunkte mit den bekannten roten und grauen Gasflaschen.
Aber der Reihe nach:
Gas für den Wohnmobilisten wird in der Regel in Flaschen gekauft. Einige Wohnmobile haben auch eingebaute Festtanks, die an Gastankstellen gefüllt werden können. Auf dieses Thema gehe ich aber nicht ein.
Es gibt drei verschiedene, genormte Gasflaschentypen: Mietflaschen (rote Flaschen), Eigentumsflaschen (graue Flaschen) und Alu-Flaschen (ebenfalls Eigentumsflaschen). Es gibt die Flaschen in 5kg und 11kg und 33kg (im Campingbereich oft bei Dauercampern). Gefüllt sind die Flaschen mit Butan oder /und Propan.
Die grauen und roten Flaschen unterscheiden sich nur im Eigentumsrecht, die Aluflaschen sind wesentlich leichter und dementsprechend prädestiniert für das Wohnmobil.
Wenn nicht, ja wenn nicht die Tatsache wäre, dass im Urlaub die ALU-Flasche nicht ohne weiteres getauscht werden kann und dann gefüllt werden muss.
Nicht jeder Baumarkt bietet Aluflaschen im Tausch an und auf den Campingplätzen ist das oft auch so.
Im Gegensatz dazu bekommt man in fast jedem Baumarkt mindestens die graue Eigentumsflasche getauscht. Zwar bietet auch der Campingbedarfshandel Gasflaschen an, jedoch an dieser Stelle gleich ein Tipp, der viel Geld sparen kann: Im normalen Baumarkt sind die Flaschen UND die Füllung oft 20% – 30% billiger. Völlig unsinnig ist das Angebot, eine graue Flasche übers Internet zu kaufen. Die Flasche wird ausschließlich leer versandt und dann muss man sie dementsprechend füllen lassen oder tauschen. Und dann ist man am Ende doch wieder beim Baumarkt und sieht den billigeren Preis. Ein aktuelles Beispiel (2013): Internetladen graue Flasche 42 Euro – teurer Baumarkt 36,99, billiger Baumarkt 31,50 Euro. Füllung Wohnwagenhändler 31 Euro – teurer Baumarkt 25,99 Euro, Hornbach Baumarkt 18,50 Euro, Praktiker mit 25% Aktion 15,75 Euro
Da lässt sich einiges sparen, noch dazu, wenn man zwei Gasflaschen im Wohnmobil mit sich führt.
Um so ein Schnäppchen machen zu können, muss man Glück haben – oder eine dritte Flasche. Zuhause habe ich diese dritte Flasche und kann so eine leere Flasche ersetzen und wenn wieder ein Baumarkt ein Schnäppchen ausruft wird die dritte Flasche wieder gefüllt.
Übrigens hat mir Praktiker auf den Flaschenpreis ebenfalls 25% gewährt. Ob das immer so ist, kann ich natürlich nicht garantieren.
Aufgepasst: Beim Tauschen der Flaschen sollte man einmal ein Blick auf das Prüfungsdatum der Flasche werfen. Heutzutage habe ich selten eine Flasche bekommen, deren Prüfungsdatum älter als drei Jahre war. Nach zehn Jahren müssen die Flaschen neu geprüft werden und daher ist es sinnvoll die Flasche vorher zu tauschen. In Holland ist es mir aber passiert, dass man meine alte Flasche getauscht hat und für jedes schon abgelaufene Jahr eine „Prüfungsgebühr“ berechnet hatte. Die eine Flasche war zwei Jahre alt, da war das nicht so teuer, aber bei der neunjährigen habe ich quasi die komplette Prüfung bezahlt. Die Flasche war damit fast so teuer, wie eine neue Flasche zuhause.
Überhaupt muss man am Urlaubsort oft einen deutlich höheren Preis kalkulieren. Und in einem Bergdorf in den Alpen zahlt man im Winter das gerne, wenn es dafür wieder warm im Wohnmobil wird. Hat man aber die Möglichkeit sich einen Baumarkt oder ähnliches zu suchen, lohnt das in den allermeisten Fällen. Das Highlight war übrigens 70 Euro für eine 11kg Gasfüllung. Da habe ich dann doch dankend verzichtet und mich auf den Weg zu einem weit entfernten Baumarkt gemacht.
Natürlich kann man die Gasflaschen auch wieder befüllen lassen. Doch in dreißig Jahren haben wir das gerade zwei Mal gemacht. Im Sommer im europäischen Ausland reichte die Gasflasche immer bis wir wieder zuhause sind. Auf Fehmarn jedoch war zum Vogelzug im Spätherbst plötzlich Schluss. Die Campingplätze hatten schon Winterpause und aufs Festland war es sehr weit. Ein Bauer zeigte mir dann einen Spengler, der auch Flaschen befüllte. Abgegeben und am nächsten Tag wieder für kleines Geld geholt. Manchmal ist das Füllen günstiger und man zahlt nur die Füllung. also bei halbvollen Flaschen durchaus eine Überlegung wert, sofern man einen Füllbetrieb findet
Das Befüllen sollte nur vom Fachbetrieb durchgeführt werden. Alles andere ist LEBENSGEFÄHRLICH!
Im Ausland kommt es wesentlich häufiger vor, dass man seine Gasflasche füllen lassen muss. Dafür sollte man einen entsprechenden Adapter mit sich führen. Viele Länder haben andere Gewinde und zu erwarten, dass der Befüller den passenden Adapter für deutsche Flaschen hat, wäre zu viel verlangt. Wer sich länger in einem Land aufhält oder viel Gas verbraucht, sollte sich die landestypische Gasflasche leihen und am Ende des Urlaubs wieder zurück geben. In Norwegen und Schweden funktioniert das sehr gut. Oft lässt sich bei Tankstellen die Gasflasche dann tauschen. Wer in der kalten Jahreszeit unterwegs ist benötigt häufiger neues Gas, wie der Sommerurlauber, bei dem höchstens der Grill und der Kühlschrank einmal Gas braucht.
Eine Alternative ist dann auch eine Alu-Gastankflasche. Bei der Gasfachfrau kann man sich gut über dieses Thema informieren. Man ersetzt seine Gasflaschen durch die Gastankflaschen, die dann sogar an Gas-Tankstellen befüllt werden kann. Zu den Kosten der Gastankflasche muss man dann noch die regelmäßigen Prüfungskosten kalkulieren. Nicht billig, aber sehr bequem.
Ein Wort zum Gasflaschentausch: Gasflaschen dürfen nur gesichert im Auto transportiert werden. Hat man früher seine Gasflasche in den Kofferraum gelegt und ist zum Baumarkt gefahren, ist das mittlerweile streng verboten und wenn man einmal darüber nachdenkt auch absolut unverantwortlich! Daher achten die Ladenbesitzer auch peinlich darauf, dass die Flasche verschlossen ist und der rote Schutzdeckel auf der Flasche ist. Sonst wird die Flasche nicht getauscht.
Eine volle Flasche ungesichert zu transportieren ist alleine schon deswegen so gefährlich, da viele Unfälle durch abgerissene Ventile passiert sind. Eine rollende 24 kg schwere Gasflasche (11kg Gas und 13kg Stahl) im Kofferraum ist ein Geschoss. Und der schwächste Teil ist das Ventil. Wenn das abreißt… die Folgen möchte man sich lieber nicht vorstellen.
Also am besten gleich mit dem Wohnmobil zum Gasflaschen tauschen fahren, hier sind die Flaschen im Stauraum gut verspannt und sicher.
Noch ein paar Sätze zum Gasverbrauch:
Im Winter verbraucht eine durchschnittliche Gasheizung 200 – 300 Gramm Gas pro Stunde. Bei einer vollen 11kg Gasflasche lässt sich leicht erahnen, wie lange man mit einer Flasche kommt. Nun läuft die Heizung meist nicht die ganze Zeit auf Hochtouren. Unser Erfahrungswert sind 4 – 5 Tage mit einer Gasflasche im Winter. Ist es wärmer hält die Flasche schnell 7 – 9 Tage. Im Sommer verbraucht der Kühlschrank Gas und die Heizung bleibt meist aus. Dann reicht eine Flasche 10 – 20 Tage. Und im Süden im Hochsommer habe ich nur mit dem Kühlschrank (wird auch per Batterie betrieben) es in drei Wochen nicht geschafft die Flasche leer zu machen.
In der Praxis gibt es einiges zu beachten. Zu seiner eigenen Sicherheit sollte man niemals mit aufgedrehter Gasflasche reisen! Im Sommer 2012 hatten wir einen Wohnwagenunfall und die die Gasleitungen hätten durch einen geplatzten Reifen leicht durchtrennt werden können. Der Schrank in dem die Leitungen montiert waren, war bis zwei Zentimeter vor den Rohren glatt durchtrennt. Wenn die Leitungen zu diesem Zeitpunkt unter Druck gestanden hätten, wäre die Katastrophe nur zwei Zentimeter entfernt gewesen. Wer also reisen möchte und gleichzeitig heizen, der muss aufrüsten: Von Truma gibt es ein System namens DuoControl CS. Dieses schaltet automatisch die Flaschen um, wenn eine leer ist. Und dieses Wunderwerk schaltet bei einem Unfall automatisch die Gasversorgung ab. Daher ist es mit diesem System auch möglich und erlaubt während der Fahrt zu heizen.
Für den Gasflaschenkasten gibt es auch eine Reihe von Regularien. Zum einen muss er zum Innenraum hin abgedichtet sein, zum anderen Öffnungen nach außen oder unten haben. Die Gasflaschen müssen verzurrt sein. Da der Kasten nur wenig größer ist, wie zwei 11kg Gasflaschen, lohnt es sich vor dem Beladen einige Gedanken an die Anschlüsse zu verlieren. Es hört sich vielleicht trivial an, erleichtert aber die Handhabung:
Bei zwei neuen, vollen Gasflaschen, schließe ich immer die vordere, leicht zugängliche Flasche zuerst an. Ist diese leer, kommt die hintere an die Reihe. Dies passiert meist mitten in der Nacht (Murphys Gesetz) und so schließe ich als nächstes die hintere Flasche an. Fahre ich dann zum nächsten Baumarkt kann man die vordere, nun leere Flasche leicht wechseln. Erst wenn die zweite Flasche leer ist muss größer umgeräumt werden. Aber das würde bedeuten, dass ich auch die dritte Flasche leeren würde. Bislang habe ich das in einem Urlaub noch nicht geschafft.
Ein sehr hilfreiches Utensil zum Wechseln der Gasflaschen ist das GOK Mini-Tool. Es hängt bei uns immer an der Gasleitung und man kann per Hand immer die Schraubverschlüsse lösen. Aufgepasst: Alle Gasverschlüsse haben LINKSGEWINDE! Das hat schon viele, auch erfahrene Camper zum Wahnsinn getrieben. Nicht überlegt und aus Versehen statt auf-, zugedreht. So fest, dass es per Hand nicht mehr zu lösen war.
Hilfreich ist auch eine Gas Inhaltsanzeige oder LevelCheck. Mit 80 Euro aber recht teuer. Eine einfache Waage geht auch. Dazu muss man die Flaschen aber ausbauen.
Vor einem Kurzurlaub wog eine Flasche 24kg, eine weitere 13,8kg. Nun schaut man sich die TARA Aufschrift auf der Gasflasche (=Leergewicht) an und kann errechnen (ältere Semester können das mit Kopf, andere nehmen das Smartphone) wie viel Gas noch in der Flasche steckt. In meinem Fall war die eine Flasche voll, die andere hatte noch 1,2kg Gas – reichte für den Grill oder sechs Stunden heizen.
Das flüssige Gas in der Flasche steht unter hohem Druck. Wenn nun das Gas verbraucht wird, wird aus der Flüssigkeit Gas und bei diesem Prozess wird Wärme entzogen. So viel, dass nicht selten an der Außenseite der Gasflasche sich Kondenswasser niederschlagt und gefriert. Freundlicherweise in dem Bereich des flüssigen Gases, weswegen sich auf diese Weise gut der Füllstand der Flasche ablesen lässt. Dabei kann es so kalt werden, dass im Ventil oder dem anschließenden Druckminderer Wasser, das sich im Gas oder den Schläuchen befand, gefriert. Eine Heizung auf Störung ist dann die Folge. Meist reicht ein Erwärmen der Leitung um das Problem zu beheben. Wer öfters im Winter fährt, sollte einen Frostwächter und Heizung (z.B. EisEx) installieren
Entgegen aller Gerüchte ist übrigens nicht der Gas-Prüfungsaufkleber das Maß der Dinge, sondern das gelbe Prüfbuch. Dieses sollte man gut aufbewahren, denn es ist maßgebend für die Gasprüfung. Einmal verloren, muss die gesamte Anlage erneut geprüft werden – mit entsprechenden Kosten.
Diese Aufstellung ist sicherlich nicht komplett und für manches Wohnmobil gar nicht passend, denn es gibt eine ganze Reihe von Heizungen, Gasanlagen die vielleicht anders funktionieren. Gemeinsam ist jedoch allen: Dem Thema Gasversorgung sollte man vor dem nächsten Trip vielleicht mehr als einen Gedanken widmen.
5 Antworten
Hallo,
ich bin Womo Einsteiger und finde die Seite sehr gelungen. im März kommt unser 6m Kastenwagen. damit werden wir einige Kurztrips zum eingewöhnen machen, bevor es im Juni nach Norwegen geht.
Ich werde mir diese Seite weiter mit großem Interesse durchlesen.
Sehr informativ – danke!!
Toller, sehr informativer Blog! Hat mir sehr weiter geholfen. Danke!
Über Gasflaschen wird viel berichtet, trotzdem bin ich noch nicht im klaren welche Gasflaschen ich erwerbern soll! Im kommenden April erhalten wir unser Womo. Wir brauchen 2 Gasflaschen. Wir haben eine Truma-DouControlCS. Das Gesamtgewicht wird ziehmlich knapp! Welche Flaschen also nun? Stahlflaschen – sehr schwer, aber einfach in der Handhabung, Aluflaschen – Gewichtsersparniss, aber teuer in der Anschaffung und dann muss ich die neu, um viel Geld gekauften Flaschen, gegen gefüllte tauschen und erhalte alte Flaschen, und das tauschen ist womöglich gar nicht so einfach. Mietflaschen wären der logische Favorit, aber da kommt wieder das Gewicht zum tragen.
Also WER hat den ultimativen RAT für mich. Ich sage jetzt schon DANKE für die Info!
Hallo Gerhard,
wir haben uns gegen Aluflaschen entschieden, da sie nicht überall austauschbar waren. Das bessert sich aber zunehmend, in vielen Baumärkten haben sie die mittlerweile.
Im Ausland geht eh nur füllen. Egal ob Grau oder Alu. Oder man lässt (s)eine Flasche daheim und holt sich im Urlaubsland eine Flasche.
Im Süden kommen wir aber mit einer 11kg Flasche locker über den Urlaub, im Sommer in Norwegen waren nach drei Wochen auch schon mal zwei 11kg Flaschen leer. Daher haben wir immer Adapter dabei um im Notfall die Flaschen aufüllen zu lassen.
Und wenn es wirklich um das letzte Gramm Gewicht geht, dann bleibt dir am Ende nur Alu.