Im ersten Teil waren schon einige Sachen bemerkenswert, diesmal gehts weiter, dazu noch das Chinamobil und ganz wichtig ein Wohnmobil für Rollstuhlfahrer. Und viele Dinge, die mir wieder aufgefallen sind, auf die ihr unbedingt achten solltet, wenn ihr über die Messe geht.
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Mehr InformationenGruß aus China
Im letzten Jahr hat jeder über die Fahrzeuge gesprochen.
In diesem Jahr war nur ein Fahrzeug aus China auf der Messe in Düsseldorf und der nette Herr, mit dem ich mich lange unterhalten durfte, erzählte mir nicht nur von seine Mammutfahrt von Südchina über die Mongolei, Russland, das Baltikum, Polen bis nach Düsseldorf.
Er erzählte auch, dass er das komplette Fahrzeug selbst geplant und gebaut hat.
Ja, man sieht, dass es nicht aus einer großen Fertigung kommt. Außen und an dem gigantischen Dachfenster sind Klebereste, ungenaue Schnitte und im Inneren auch ungewohnt für Fahrzeuge aus China, auch mal ganz einfache Beschläge zu sehen.
Dafür ist das Konzept genial.
Ein riesiger Raum und trotzdem alles an Bord, was man so braucht.
Noch viel Spannender
Nach vielen Jahren finde ich tatsächlich ein komplett auf einen Rollstuhlfahrer abgestimmtes Fahrzeug.
Von der Hebebühne, breiten Türen, einem Bad mit Dusche, das sogar mit Rolli funktioniert.
Aber das Beste: Dieses Fahrzeug wird in Serie und doch individuell gefertigt und das zu einem Preis, der sich sehen lassen kann. 90.000 Euro sind viel Geld – aber wenn ein popeliger Kastenwagen schon 90.000 Euro kostet, ist das Fahrzeug für Behinderte schon regelrecht als günstig einzustufen.
No Go
Mehrfach ist es mir in diesem Jahr ergangen:
Ich war sprachlos (und das will schon etwas heißen)
und dann auch mal so erbost, dass mir böse Worte über die Lippen kamen.
Aber was manche Hersteller in diesem Jahr wieder geplant haben – das ist unfassbar.
Und die Kunden springen drauf.
Da kann ein normalgroßer Mensch sich nicht normal auf die Toilette setzen, weil sie einfach zu hoch ist – und ein potentieller Käufer redet das Problem klein (vielleicht um die Gattin zu beruhigen):
„Einfach ein Bänkchen davor stellen“
Ins Bad?
Ein neues Fahrzeug, bei dem ich das Klo nicht benutzen kann, weil es schlecht geplant ist???
Ich fasse es nicht.
Entwickler = Camper?
Ich hätte da mal einen Vorschlag an die Branche:
Jeder, der ein Fahrzeug entwickelt oder selbst entwickelt oder baut,
MUSS eine Zeitlang mit so einem Fahrzeug fahren.
Oder vor den Fertigungshallen darin leben.
9 to 5 in den Betrieb und drei Wochen Abends und am Wochenende darin Leben.
Ich denke, da könnte vieles besser werden.
Und noch eine Idee:
Sie sollten, wenn ihnen etwas auffällt, dass nicht gefällt, oder unschön ist oder nicht perfekt ist, es dem Vorgesetzten sagen müssen und das eskaliert bis zum Vorstand.
Ich habe mir erzählen lassen, dass man das in einigen Werken totschweigt (und in anderen mit besserer Unternehmenskultur, als Anlass nimmt, sofort die Pläne zum Bau zu optimieren). Erstaunlicherweise soll das in Slowenien besser laufen, wie in Deutschland oder Italien.
Bandarbeiter
Wenn mir ein Arbeiter am Band sagt, er sieht schon, dass da etwas nicht passt, er es aber seinem Vorgesetzten nicht sagen darf, da er sonst Ärger bekommt, dann ist etwas faul.
Und der Mann war früher Schreiner und leidet unter der Qualität, die er selbst jeden Tag verbauen muss.
Einzig der schnöde Mammon hält ihn noch, da er mehr verdient, wie in seiner alten Werkstatt und zumindest noch mit Holz arbeitet, wo die Werkstatt nur noch Kunststofftüren verbaut.
Preisdruck
Noch schräger sind die Preise:
Da wird behauptet, dass die Fahrzeuge günstiger werden.
Ich habe nicht ein einziges gefunden, bei dem das am Ende so war.
Denn zum Grundpreis bekomme ich das Fahrzeug gar nicht.
Immer muss ich irgendetwas konfigurieren, um halbwegs Camper-Alltagstauglich zu sein.
Sogar wenn ich bereit bin, erst später nachzurüsten.
Und statt Neuwagen wird dann nicht selten der Wagen aus dem Vorjahr oder noch älter verkauft.
Darfs auch ein altes Fahrzeug sein?
Da werden 2023er Fahrzeuge angeboten
Ja, sogar 2022, die dann im Frühjahr 2023 erst geliefert werden.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Kunde das mitbekommt.
Da stehen auf dem Hof der Händler alte Kamellen herum, die müssen vom Hof, egal zu welchem Preis und die bekommt man tatsächlich zum Händler-EK.
Und manchmal auch darunter.
Glaubt ihr nicht?
Sucht euch einfach mal einen Verkäufer und sagt ihm, was ihr wollt und wenn er euch das dritte Fahrzeug gezeigt habt, sagt ihm, ihr sucht etwas billigeres.
Und dann kommt der eine oder andere und hat plötzlich noch eine Idee.
Bis hin, dass er euch am Stand des Herstellers ein Fahrzeug eines anderen Herstellers anbietet.
Kurze Fahrt von der Messe zum Händler und ihr könnt das Fahrzeug gleich mitnehmen (naja – in ein paar Tagen)
Wirklich wahr und kein Einzelfall, wie mir aus zuverlässiger Quelle erzählt wurde.
Premiummarke
Und wir reden hier nicht nur von einem Massenhersteller, nein auch Premiummarken könnt ihr aus dem Vorjahr oder Vorvorjahr derzeit 30% billiger bekommen.
Spitzenreiter war ein Liner, der fast 50% billiger am Ende einen Käufer fand.
Mein Messefazit
Die Branche steckt weiter ganz tief in einer Krise.
Wenn nicht nur Monetär, dann auf jeden Fall in einer Qualitätskrise.
Wer jemals mit Handwerkern gebaut hat, weiß, welche Qualitätsunterschiede einzelne Betriebe haben. Aber wer im Bau oder beim Handwerk bestellt und schlechte Qualität bekommt, der wird nicht locker lassen, bis nachgebessert wurde.
Beim Wohnmobil lassen sich die Käufer fast alles gefallen.
Nicht selten regt sich auch mit einer Mängelliste mit über 100 (!) Fehlern kaum Unmut bei anderen potentiellen Käufern.
Einzelfälle, wird da gerne gesagt.
Aber auf der Messe traf ich auf viele Kunden, die jetzt ein neues Fahrzeug suchen, weil die Mängelliste nie abgearbeitet wurde. Wie kann das sein?
Und noch schlimmer: Sie glauben tatsächlich, dass es beim nächsten Hersteller besser sei.
Ich bin tatsächlich zum anderen Hersteller gegangen (von einem, bei dem ich dachte, da ist alles super) und traf auf Leute, die genauso hart mit diesem Hersteller ins Gericht gingen, die nun bei einem anderen Hersteller kaufen wollten, weil das Nachfolgemodell bei ihrem Hersteller, schon jetzt schlechter sei, wie ihr 6 Jahre altes Fahrzeug.
Den Hersteller, den sie nun ausgesucht hatten, konnte ich auch nicht empfehlen, da gute Bekannte gerade mit dem Schiffbruch erlitten hatten. Neues Fahrzeug, Schrauben brechen heraus und die Dusche ist undicht, nasser Boden usw. Und wir reden jetzt über 180.000 bis 200.000 Euro.
Ich hatte es vor der Messe schon befürchtet: Die Branche hat ein Qualitätsproblem.
Und das sind schon lange keine Einzelfälle mehr.

Jürgen Rode
schreibt seit 2012 für Womo.blog und hat das Camping-Gen quasi mit der Muttermilch bekommen.
Im Wohnwagen seit 1968, später mit dem eigenen Zelt, im Auto durch Norwegen mit viel Regen, musste anschließend ein Kastenwagen her, der 1990 selbst ausgebaut wurde, mit den Kindern kam der Wohnwagen und als die fast aus dem Haus waren, 2012 die erste Weißware.
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