Sechs Tage standen wir auf dem Campingplatz Beldoire direkt am Ufer des Tarn. Denn es heisst DER TARN – nicht die Tarn. Wieder etwas gelernt.
Je weiter man in die tiefe Schlucht, die sich der Fluss in Jahrmillionen gegraben hat, hinein fährt, desto weniger Stellplätze gibt es und die wenigen Campingplätze sind in der Hochsaison meist ausgebucht. Trotzdem finden wir auf einem der schönsten Plätze noch einen Platz. Auch hier gilt: Länger wie sechs Meter sollte das Mobil nicht sein. Ein Sieben-Meter-Mobil hätte seinen Kampf um die engen Kurven und auf einen Stellplatz zu kommen.
Ein Tipp an dieser Stelle: Sollte der Platz voll sein, nachfragen, ob man eine Nacht bleiben kann und dann umziehen. Wir sind alle zwei Tage umgezogen – mit dem Womo ja kein Problem und konnten – obwohl ausgebucht – so eine Woche dort bleiben. Achtung: Der Platz hat keine Grauwasserentsorgung. Wir improvisierten. Entweder mit der Toilettenkassette entleeren oder beim Umziehen in den Ablauf des Wasserhahns entleeren.
Wenn man dann einmal angekommen ist, lässt sich der Urlaub dort richtig genießen. Sogar ein kleines Schwimmbad gibt es für die Weicheier, denen das eiskalte Wasser des Tarn zu kalt ist.
Die Kids und Jugendlichen stört das nicht, jeder Felsen wird zum Sprungturm und die starke Strömung zur Herausforderung.
Die ersten Tage brauchten wir zum abschalten. In der Nacht gab es auch einmal heftige Gewitter, am nächsten Tag hatte der Fluss sofort 10 cm Wasser mehr. Insofern ist die Warnung verständlich: in einer so engen Schlucht steigt nach heftigen Sommergewittern der Fluss rasend schnell und am Ufer stehende Häuser (vielleicht auch Wohnmobile) wurden in der Vergangenheit auch schon mal weggerissen. Zuletzt soll das vor zehn Jahren passiert sein. In diesem Sommer hingegen war alles ruhig. Der Tarn führt für August überraschend viel Wasser und so machten wir uns zu einer ersten Kajaktour auf.
Wer den Tarn befahren möchte muss sich für den Oberlauf um St. Enimie oder den Unterlauf bei Les Vignes entscheiden. Kurz vor unserem Campingplatz Beldoire gab es einmal einen Felssturz und seitdem ist der Tarn dort unbefahrbar. Wir entscheiden uns für die Strecke vom Campingplatz nach Les Rozier, rund 15 Kilometer.
Erste Hürde ist eine Rutsche über ein Wehr bei Les Vignes. Mit den Mietbooten sitzt man meist höher und da die Boote offen gebaut sind, läuft Wasser, dass man aufnimmt sofort wieder ab. Direkt nach der Rutsche ist ein kleiner Sandstrand. Von hier aus lassen sich gut die Touristen beobachten, wie sie erfolgreich die Rutsche bewältigen und dann doch in der nächsten Schwallstelle kentern. Da es hier nur knietief ist, passiert zwar nichts, aber die überraschten Gesichter sind immer wieder lustig.
Wir paddeln weiter und folgen dem Tal. Über uns rücken die Felswände immer näher und an einer Stelle erhebt sich eine Wand sicher hundert Meter nach oben. Gut lässt sich erkennen, wie in grauer Vorzeit der Fluss sich weit oben in die Felsen eingeschnitten hat.
Gemütliches Paddeln mit vielen Bademöglichkeiten schließt sich an. Überall lagern Boote und die Menschen liegen faul in der warmen Mittagssonne. Ein Abenteuertag für die ganze Familie.
Wenn nicht ab und zu wieder eine Schwallstelle käme, die dem einen oder anderen Papa den Schweiß auf die Stirn treibt. Da wird heftig gerudert und gesteuert, die Boote stellen sich quer. Das nächste Boot fährt auch noch hinein. Manche Zweier erweisen sich als unlenkbar. Wir sind froh über unsere Erfahrung und Boote und können immer wieder mal helfen, wenn ein Boot gekentert ist.
Um es deutlich zu sagen: Die Schwimmwesten sind PFLICHT und ein Helm nicht übertrieben!
Im unteren Teil an einem netten Katarakt verdient sich ein Fotograf sein Geld. Er fotografiert die vorbeifahrenden Paddler und in der Stromschnelle gibt es immer wieder tolle Bilder. Und sei es von Menschen die überglücklich die Arme hochreißen, weil sich nicht gekentert sind.
Aber das gehört zum „Abenteuer“ dazu. Es sind zwar auf den 15 Kilometer nur drei, vier Stellen, bei denen es etwas heftiger wird, ansonsten ist es ein toller Wanderfluss. Aber von diesen Stellen werden die Urlauber sicherlich mehr zu erzählen haben.
Nach gut vier Stunden kommen wir in Le Rozier an und fragen bei einer Bootsvermietung an, ob sie uns und die Boote wieder zum Campingplatz zurückbringen.
Aus mir unerfindlichen Gründen hat der Besitzer des Campingplatzes uns das verwehrt. Er wollte einfach nicht.
Die Leute von der Bootsvermietung sind ganz anders (und auch anders, wie uns viele Berichte im Internet glauben machten): Wir konnten gar nicht so schnell folgen, wie unsere Boote vom Strand auf den Trailer gehievt wurden. Und Bezahlung wollten sie auch nicht.
Beim Abladen habe ich dem jungen Mann dann zehn Euro in die Hand gedrückt, die er aber wieder nicht haben wollte.
Zwei Tage später fuhr ich die Tour erneut und der gleiche junge Mann freute sich mein Boot wieder mitnehmen zu können. Als ich ihm wieder ein Trinkgeld geben wollte, sagte er: „Nein“, denn ich hätte ja beim letzten Mal etwas bezahlt. Nur mit Mühe wurde ich mein Trinkgeld los…
Da sag noch einer die Bootsvermieter oder die Franzosen wären unfreundlich – das Gegenteil haben wir immer wieder erlebt.