Nichts tun.
Essen, lesen, schlafen, schwimmen, ein wenig paddeln, essen, lesen, schwimmen.
So etwa sieht seit Tagen unser Tagesablauf aus.
Wir haben kein Telefon – offenbar ist die Schlucht zu tief oder wir haben das falsche Netz. Auch nicht schlimm. Wir wissen nicht, was in der Welt los ist und wollen es auch nicht wissen. Leben wie auf einer einsamen Berghütte.
Mit dem Rad fahren wir mal nach Les Vignes zum einkaufen oder flussaufwärts um den steilsten Teil der Schlucht zu bewundern und den Kletterern zuzuschauen.
Und natürlich sehen wir Geier.
Von unten sind sie riesig und wenn sie majestätisch über einem schweben ist das sehr beeindruckend. Ganz selten schlagen sie mit den Flügeln. Lassen sich lieber mit ausgebreiteten Flügeln vom starken Aufwind nach oben heben.
Haben wir beim ersten Geier noch gejubelt und den Foto gezückt, obwohl er kilometerweit entfernt war, packen wir das Fernglas und das Tele nur noch aus, wenn einer ganz in der Nähe ist.
So gemütlich verlaufen die Tage, auf dem Campingplatz haben wir viele nette Gespräche mit Holländern, Franzosen und Deutschen und bekommen den einen oder anderen Reisetip. Am Eingang des Campingplatzes empfangen wir via WLAN Internet und bekommen so doch ab und an mal Kontakt nach Hause.
In all der beschaulichen Ruhe bringt dann Aufregung ein Wohnmobilnachbar. Drei junge Franzosen sind mit Papas Kastenwagen nachmittags angekommen, der eine schnappt sich erst einmal sein Mountainbike und die anderen bauen ein großes Zelt auf. Der Kastenwagen ist randvoll. Am meisten mit Bier und einem komplett gefüllten Kühlschrank. Sie stehen direkt am Stellplatz über der Tarn. Irgendwie möchte der eine das Wohnmobil noch umparken. Der Wagen ruckt an – in Richtung Tarn, die Böschung ist steil, irgendetwas fällt im Wohnmobil um, Nadja meint es waren die Bierflaschen, und platzt auf dem Boden. Der junge Mann schaut in dem Moment nach hinten und der Wagen fährt noch ein ganzes Stück weiter, bevor er die Gefahr realisiert und hart auf die Bremsen steigt.
Rückwärtsgang und Gas gegeben – Festgefahren.
Zumindest rutscht der Wagen nun nicht mehr in den Fluss.
Wir kommen zu Hilfe, mit einem Band sichere ich an der Anhängerkupplung den Wagen an einem Baum. Zwar nur für zwei Tonnen belastbar, aber besser wie nichts. Noch schnell Keile unter die Reifen. Nadja organisiert ein Abschleppseil, der Nachbar, ein Brite, startet seinen Wagen und mit vereinten Kräften schieben und ziehen wir den Wagen wieder nach oben.
Sichtlich bleich geworden meint der junge Mann, dass er den Rest des Urlaubs das Wohnmobil nicht mehr bewegen würde.
Am Abend kommen die Jungs zu uns herüber und schenken uns eine Flasche Champagner. Sie hatten nicht nur Bier dabei – der Kühlschrank war wirklich voll bis oben hin mit Alkohol und Fleisch – wird ein toller Urlaub werden. Später sitzen sie um ihren Grill und spülen die Anspannung hinunter.
War verdammt knapp.
Nachtrag: Damit man mal sieht, wo wir überhaupt sind:
Entdecke mehr von Womo.blog
Subscribe to get the latest posts sent to your email.