Spontan zum Skifahren: Diesen Fehler solltet ihr nicht machen.

Das geniale am eigenen Wohnmobil ist ja, dass man ganz spontan los ziehen kann.
Doch diesmal haben wir einen Fehler gemacht und ich denke, es ist richtig, auch darüber einmal zu schreiben, denn sollte es euch auch einmal so gehen, dann erinnert ihr euch hoffentlich und macht es besser.

Donnerstagnachmittag,

der Chef hat trotz einer großen Jahresanfang-Aktion zugestimmt, dass ich am Freitag Urlaub nehmen kann, und so packen wir in Windeseile alles für ein verlängertes Wochenende zusammen.
Das Wohnmobil ist schnell startklar und wir schaffen es tatsächlich um 18 Uhr auf der Autobahn zu sein. Im Unterboden die Ski, Skischuhe und Helme, im großen Schrank noch die dicken Skiklamotten untergebracht. Fressalien, Bettzeug, Bad Utensilien sind immer an Bord, das spart enorm Packzeit.
Dank der Truma Levelcontrol wissen wir genau, dass wir noch 11kg und 3,1kg Gas haben – das reicht bestimmt – und mit der neuen EFOY sind wir locker 3 Wochen unabhängig vom Stromnetz.

Los geht’s

Die Autobahn in Richtung Süden ist natürlich überlastet und so fahren wir über Würzburg und Ulm in Richtung Fernpass.
Nadja fährt im übelsten Regen die erste Teilstrecke, es stürmt heftig, mehrfach hebt es uns bei Seitenwind die Dachhauben hoch – am Ende müssen wir sie sogar festbinden.
Und bei so einem Wetter wollen wir am kommenden Tag Ski fahren???

Wo soll es eigentlich hingehen?
Gute Frage. Oberstdorf liegt zu tief, der Regen hat den Schnee sicher schon vertrieben. In Garmisch sieht es genauso aus.
Also weiter in die Alpen.
Südtirol ist uns für nur drei Tage einfach zu weit, die westlichen Österreicher Alpen ebenso.
Bleibt das Montafon, Ischgl, Lech, Serfaus, Stubai und Samnaun

Auch nach Stunden auf der Autobahn haben wir keinen festen Plan. Irgendwann frage ich verschiedene Facebook Wohnmobilgruppen um Rat. Vielleicht ist ja gerade jemand beim Skifahren und hat einen Tipp für uns.
Und wirklich: Nach wenigen Minuten kommen schon erste Hinweise: In Oberstdorf ist es nass und grün und auch in Garmisch ungemütlich. Im Montafon regnete es auch heftig und Lech sollte man mit dem Wohnmobil gänzlich meiden. Offenbar hat man Wohnmobilisten dort nicht nötig.

In Serfaus und Samnaun waren wir noch nie, den Samnauner Stellplatz haben wir nur einmal auf der Abfahrt gesehen und was wir sahen hat uns sehr gefallen.
Also loggen wir als Ziel ins Navi ein: Samnaun!

Gegen 23 Uhr sind wir mitten im Fernpass, es ist stockdunkel, wir sind alle müde und der Regen und Wind sind nicht weniger heftig, wie im Allgäu. Erst als wir Imst hinter uns lassen, beruhigt sich das Wetter und sogar der Mond kommt heraus, als wir gegen 0:30 Uhr an Serfaus vorbei fahren. Noch 17 Kilometer –  um 1.00 Uhr sollten wir endlich im Bett liegen.

Und dann kommt es, wie es kommen musste:
Der Regen der letzten Tage ist natürlich in den Bergen als Schnee herunter gekommen und  wir Flachländer haben keinen Gedanken daran verschwendet, dass der eine oder andere Weg oder Pass gesperrt sein könnte:
Die Straße nach Samnaun ist geschlossen!

Völlig konsterniert drehen wir um und fahren nach Serfaus. Das Skigebiet kennen wir vom Alpenpanorama im dritten Programm. Dort wird es doch sicher eine Möglichkeit am Lift geben, um zu übernachten. Nach dem Skifahren können wir uns immer noch um einen Stell- oder Campinplatz kümmern.

In Serfaus kommt dann schnell die Ernüchterung: Hier gibt es keine Parkplätze im Tal. Der Campingplatz ist voll belegt und überall sonst ist Campen verboten.

Man muss noch zu im Ort steil den Berg hinauf zur Gondel und da es stockdunkel ist und wir nicht wissen, ob dort überhaupt ein Parkplatz zu finden ist, geht unsere Müdigkeit langsam in Verzweiflung über. Wir wollen nur noch schlafen!
Alle Parkplätze an Supermärkte und Geschäften sind gesperrt oder Camping verboten.
Derweil ist es 1:40 Uhr geworden und dank Pataschas App-Tipp „park4night“ finden wir in einem völlig vereisten Nebenweg an einem Bach doch einen Übernachtungsplatz. 
Völlig übermüdet schlafen wir ein.

Am Morgen ärgere ich mich über unser kopfloses Verhalten:

– wir haben nur drei Tage Zeit
– wir sind völlig unvorbereitet
– wir kommen aus einer harten Arbeitswoche und standen permanent unter Stress

und wollen dann auch noch 

– ein tolles,
– für uns neues

Skigebiet erobern.

DASS KANN NUR SCHIEF GEHEN und in Stress und gegenseitigen Anschuldigungen enden!
Spontan sein ist in Ordnung, nur haben wir einfach zu viele Unbekannte ins Spiel gebracht.

Das nächste Mal werden wir auch wieder spontan sein, aber mit so einem geringem Zeitkontingent sollte man keine Experimente wagen.

Wir kennen mehrere Skigebiete sehr, sehr gut. Doch genau deswegen hatten wir sie nicht in Betracht gezogen. Jetzt bei unserem gemütlichen Frühstückskaffee schauen wir uns Ischgl, Stubai und Kitzbühel noch einmal genauer an: Kitzbühel ist zu weit entfernt. Ischgl noch am nähsten. Jedoch gibt es in Ischgl nur einen einzigen Stellplatz mit sehr wenigen Platzen. Der ist bei Regenwetter aber eine reine Matschwiese. Die Chance, in der Hauptsaison einen Platz zu bekommen, erscheint uns, wie Lotto-spielen.

So fahren wir 50 Kilometer weiter ins Stubai-Tal. Dort finden wir sicher einen Platz auf dem Campingplatz, die Schneesituation ist auf dem Gletscher sehr gut, nur muss man sich auf viel Wind gefasst machen.

Gesagt getan, nach einer Stunde stehen wir auf dem Parkplatz der Mutterbergalm und schauen in den blauen Himmel mit einem grandiosen Bergpanorama.

Und machen gleich noch einen zweiten großen Fehler!

Ab in die Höhe! Bei knapp 3000 Meter geht uns im Sinne des Wortes die Puste aus. Ich habe das Gefühl, die Brust wird zu eng und manchmal habe ich Schnappatmung.
Nadja geht es nach zwei Pisten noch schlechter. Sie ist ganz bleich und fährt völlig kraftlos.

Da hilft auch die beste Hüttenernährung nichts:

Irgendwann brechen wir unserer Gesundheit zuliebe ab und fahren ins Tal.
Vor Jahren hat uns die Höhe überhaupt nichts ausgemacht. Nun müssen wir akzeptieren, dass unsere Körper nicht mehr jeden Unsinn mitmachen.
Der richtige Weg wäre gewesen, erst einmal einen Tag zu akklimatisieren.

Also liebe Leser: Lasst es langsam angehen und wenn ihr spontan und mit wenig Zeit losfahrt, sucht euch am besten ein leichtes Ziel, denn der Spaßfaktor wird dann hoch und der Stressfaktor viel niedriger sein.

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4 Antworten

  1. Hallo Jürgen,

    danke für den ehrlichen Bericht, sowas ist uns auch schon passiert… Bitte mehr davon. Auch vom Wintercamping generell und von den Erfahrungen im und ums Fahrzeug. Wir haben zur Zeit einen Wohnwagen, wollen aber auf Wohnmobil umsteigen. Wie schläft es sich z.B. im Alkoven.
    Gruß Roman

  2. Oje liebe Grüße an Nadja. Sie wird mir naechste Woche bestimmt berichten. Schöne Grüße aus dem Zillertal. Da standen wir die ganze Woche mit ausreichend Schnee auf dem Berg…

    LG Susanne

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