Heiligtümer und Freiluftparks – Masuren Roadtrip Teil 2

Wir sind nun endgültig auf dem Weg zu den Seen und Wäldern.
Wie Nicola schon sagte: …und dann hinaus in die Natur.
Hört sich für uns an, wie: Geht raus zum Spielen.
Und genau das machen wir jetzt.

Als erstes Ziel haben wir uns Grunwald ausgesucht.
Das kennt ihr nicht? Kein Wunder. Dabei ist es aber ein Nationalheiligtum der Polen.
Hier hat ihres Erachtens der polnische Staat seine Wurzel.
Haben bis Grunwald viele Stämme und Fürsten gerne auch gegeneinander gekämpft, hat man sich gegen den gemeinsamen Feind, den deutschen Orden, hier auf dem Schlachtfeld von Grunwald zusammengerauft und nach der erfolgreichen Schlacht den deutschen Orden über kurz oder lang aus dem Land geworfen.
Ganz so heroisch, wie es heute im Museum klingt, war es damals sicher nicht, denn die einzelnen Fürsten haben auch danach nicht unbedingt an einem Strang gezogen. Aber ja, der Feind meines Feindes ist mein Freund und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Polen ab diesem Zeitpunkt gemeinsam gegen die Übermacht aus dem Westen stemmten.
Abgesehen davon muss der deutsche Orden auch ganz schön gehaust haben. Der Kaiser hatte dem deutschen Orden zugesagt, alles Land, dass sie unterwarfen, gehört dem Orden.
Klare Ansage – was die Einwohner wohl dazu sagten?

Denn entgegen der westlichen Sicht, lebten die Menschen hier auch ohne den Orden ganz gut.
Einige Zeit ging das gut, auch der Austausch der Völker war bestimmt gut, so eine Art Entwicklungshilfe. Aber wie damals bei den Römern und den Germanen, brauchte es eine Varusschlacht.
Und die fand für die Polen in Grunwald statt.
Die bis dahin unbesiegten Ordensritter galten mit ihren Panzerreitern als übermächtig.
Und so war die strategische Wahl des Schlachtfelds von enormer Bedeutung. Auf dem Hügel von Grunwald konnten sich die Reiter nicht in breiter Front gegen ihre Feinde stellen und sie einfach niederreiten. Und die Polen und ihre litauischen Verbündeten kämpften mit kurzen Bögen, die sie wohl von den Steppenvölkern im Osten her kannten. Damit waren sie auf ihren Pferden viel wendiger und die 20.000 Ritter hatten am Ende das Nachsehen.
Flucht auf ganzer Linie und am Ende auch das Ende des Deutschen Ordens.  
Die Schlacht vom 15. Juli 1410 wird heute noch jährlich von tausenden Statisten (auch aus Deutschland) nachgestellt und bietet den Zuschauern sicher einen imposanten Eindruck der Geschehnisse.

Uns reicht es auf dem Hügel zu stehen und weit in die Ferne schauen zu können.
Ein wenig fühle ich mich an Culloden vor zwei Jahren erinnert. In Schottland standen wir auch auf einem Schlachtfeld, auf dem Bonnie Prince Charly gegen die Engländer endgültig verlor.
Wie entsetzlich das Ganze auch ist und egal, welche Nationalität man am Ende hat:
Wenn man hier steht, sollte man Gott danken, dass es Europa gibt und wir hoffentlich diesen kleinstaatlichen Irrsinn hinter uns gelassen haben. Niemand kann bei einem Krieg gewinnen!!! Aber alle werden dabei verlieren.

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Ein spannender Roman, der seinen Höhepunkt in der Schlacht in Grunwald findet und der uns zu diesem Besuch inspiriert hat:
Das Gold des Meeres – Daniel Wolf 
Die ganze Fleury Serie: 

 

Puh, jetzt bin ich aber ganz schön abgeschweift.
Aber das war wichtig, um zu verstehen, warum die Polen so stolz auf diesen Hügel sind.
Vielleicht gibt es irgendwann einen Punkt in der Geschichte, an dem man sagen wird: Das war der Beginn von Europa. Ab da haben die Menschen sich als Europäer gefühlt. So, wie damals die polnischen Stämme (nennt man das Stämme? Clans? Regionalfürsten – egal, ich hoffe, ihr versteht was ich meine) sich nach diesem Ereignis zusammengehörig fühlten, wie sie es vorher wohl nicht immer waren.

Und deswegen war es Nadja und mir auch wichtig, einmal hier gewesen zu sein.
Ob es so etwas auch in Deutschland gab? Vielleicht das Lechfeld?
Aber nö, Deutschland hat meines Erachtens kein solches Ereignis, auf dass sich alles zurückführen lässt.

Durch dieses Nationalheiligtum ist die ganze Region um Grunwald mit touristischen Sehenswürdigkeiten gepflastert.
Überall an den Straßen nach Grunwald gibt es große Restaurants und Bars und nicht weit entfernt gibt es ein Freilichtmuseum, dass hier Skansen-Park heißt.

Stellplatz: Jezioro Kownatki 

Die Nacht verbringen wir frei an einem kleinen See, kein Mensch in der Nähe. Im Sommer ist das hier wohl anders, dann ist dieses  Gebiet um den See offenbar Partyzone. Manchmal ist es gut, nicht zur Hauptsaison unterwegs zu sein.
Der Himmel meint es heute gut mit uns und zeichnet mit leuchtenden Farben phantastische Bilder an den Himmel. Die Dunkelheit kommt schnell und um 20 Uhr ist es stockdunkel. Eine solche Dunkelheit kennen wir in Deutschland gar nicht mehr. Keine Großstadt, keine Straßenlaternen. Wenn es hier dunkel wird, ist es dunkel.

Und deswegen kommt hier jetzt ein unbezahlter Reklameblock:
Kurz vor dem Urlaub habe ich mich bei Olight eingedeckt. Die machen hochwertige, kleine Lampen.
Zuhause sah das ganz nett aus. Aber hier in der absoluten Dunkelheit sind die Lampen der Hit. Die kleine benutzte ich beim Werkeln am und ums Wohnmobil herum: Einfach angesteckt und man hat beide Hände frei.
Und die Warrior war dann in der Nacht eine Erleuchtung (tolles Wortspiel)
Die ist so extrem hell, dass man sie als Waffe einsetzen kann. Wenn man damit jemand ins Gesicht leuchtet, ist der für Minuten blind.
Und über den See konnte ich sogar die Bäume dort anleuchten, so hell und weit geht der Strahl. Dazu wiegt sie einen Bruchteil meiner Mag-Lite und leuchtet Tage und Wochen, wo ich früher täglich Batterien wechselte.
Also mein Tipp: Warrior für die Nacht und die Perun für alle kleinen Arbeiten, klein genug, um sie immer in der Tasche zu haben.
Im Freilichtmuseum haben wir damit einige schlecht beleuchtet Ecken ausgeleuchtet – einfach immer dabei.

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Freilichtmuseum Skansen in Olsztynek.

Skansen? Das ist doch der schwedische Freizeitpark in Stockholm?
Und wirklich, der Initiator hat vor über 100 Jahren sich in Maihaugen in Norwegen (vielleicht kennt ihr unseren Bericht darüber) und den Skansen in Schweden inspirieren lassen und Skansen (also Stockholms Freiluft-Event-Stätte) war dann Namensgeber.

Das Freilichtmuseum Olsztynek ist ein schöner Anlaufpunkt, um die traditionelle Bau- und Lebensweise zu studieren. Wie wurde früher hier gebaut und gelebt.
Seit Maihaugen gehen wir gerne in diese Parks. Egal ob in unseren Hessenpark, in Rumänien in Hermannstadt, das Original Maihaugen oder eben hier in Olsztynek. Mit viel Liebe wird hier bewahrt, was ansonsten längst vergessen wäre.
Der Eintritt ist günstig 17 Zloty pro Person und 15 für den Parkplatz.
Und der ganze Besuch ist am Ende ein netter Spaziergang. Drei Stunden verbringen wir im Park. Im Sommer gibt es zudem Vorführungen und einige Souvenir und Essenstände. Um diese Jahreszeit sind wir fast alleine. Und das gefällt uns ausgesprochen gut.

An der Mühle wird gerade gearbeitet und wir schauen den Männern beim Zimmern des Mühlrades zu. So etwas live zu sehen, ist eine tolle Sache und schon allein deswegen lohnt sich so ein Besuch!

Wir fahren weiter:
Apropos Fahren: Die Straßen in Polen sind ausgesprochen gut. Die Maut-Autobahnen eh, die Schnellstraßen ein Traum, die Landstraßen gepflegt, nur hier im Hinterland gibt es auf den Transit-Landstraßen ab und zu fette Spurrillen und ja, manchmal in kleinen Orten oder auf selten befahrenen Nebenstraßen ist der Belag – tja, wie in Westdeutschland, hatte ich boshaft schreiben können. Aber das mach ich natürlich nicht.
Nein, ganz im Ernst: Die Straßen sind gut, trotzdem bin ich froh, dass wir die Goldschmitt Luftfederung haben. Wenn sich der Belag tatsächlich ändert, lasse ich einfach auf 2 bar den Druck ab und die Schlaglöcher sind nur noch halb so wild!
Wie konnten wir nur so lange ohne Luftfederung aushalten.

Wir nähern uns unserem heutigen Übernachtungsplatz:
Agro Camping in Oltszyn
Absoluter Tipp!
Warum, dass erzählen wir im nächsten Teil.
Nicht verwirren lassen: Auf den letzten Metern versucht der Nachbarcampingplatz euch nach rechts zu lotsen.
Nix da: Links bleiben!!!
Und den restlichen Tag genießen oder wie es uns ergangen ist: Noch länger bleiben.

Picture of Jürgen Rode

Jürgen Rode

schreibt seit 2012 für Womo.blog und hat das Camping-Gen quasi mit der Muttermilch bekommen.
Im Wohnwagen seit 1968, später mit dem eigenen Zelt, im Auto durch Norwegen mit viel Regen, musste anschließend ein Kastenwagen her, der 1990 selbst ausgebaut wurde, mit den Kindern kam der Wohnwagen und als die fast aus dem Haus waren, 2012 die erste Weißware.

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