Der Stellplatz in Blaubeuren ist keine drei Minuten vom Kloster und dem Blautopf entfernt. Ideal gelegen, um noch einen Abendschoppen in der schönen Altstadt zu genießen.
Die Ent- und Versorgungsstation ist unglücklich positioniert und das Grauwasser lässt sich nur über einen Schlauch ablassen.
Richtig ärgerlich ist aber die Bezahlung der Stellplatzgebühr. Fünf Euro sind wirklich nicht viel, aber ich würde freiwillig zehn bezahlen, wenn man dafür nicht am heiligen Sonntag um 8:34 Uhr geweckt werden würde! Wie kann man so unfreundlich sein? Warum nicht abends spät kommen oder zumindest nach 10 Uhr kassieren. Hat man so viel Angst, dass die Wohnmobilfahrer bis dahin alle verschwunden sind?
8:34 Uhr – Vielen Dank auch!
Da hatte ich nachts noch Bedenken, dass die Dorfjugend länger nebenan feiert und ich um den Schlaf gebracht werde, nein, ein Bediensteter der Gemeinde schafft das viel besser. Noch ein Stündchen schlafen wir weiter, bevor wir uns ein üppiges Frühstück gönnen.
Der Blautopf wartet auf uns in strahlenden Sonnenschein gebadet. Kaum eine Wolke am Himmel und herrlich warm. So genießen wir die Ruhe auf einer Bank und schauen den Besuchern zu. Nicht immer dürfte es so beschaulich hier sein. Wir können erahnen, wie das ist, wenn Reisebusse vorfahren und Horden durch den Wald traben. Die vielen Läden, Kneipen und Eisdielen künden davon.
Der Blautopf ist eine gigantische Karstquelle und wenn man die Wassermassen sieht, die hier aus der Erde sprudeln, wundert man sich, wie man dort hinein tauchen kann. Wir waren bei 4200 Liter/Sekunde dort. Es gibt aber wohl auch Zeiten mit 22.000 Litern/S.
Die Filmberichte bei Terra X haben uns begeistert und natürlich würden wir gerne auch dort unten stehen, aber obwohl es seit kurzer Zeit einen gebohrten Zugang gibt, wird es wohl noch Jahre und Jahrzehnte dauern, bis man eine der Höhlen besuchen darf. Am besten wäre es aber wahrscheinlich, wenn dies nie passiert. Denn die Eingriffe in das Ökosystem durch Menschenmassen, würden die Höhlen nicht lange überleben.
Über 7.000 Meter Höhlensystem hat man bislang erforscht und unter unseren Füßen gibt es Höhlen mit Biwacklagern und Labyrinthen. Wer weiß, wie weit man die Höhlen noch verfolgen kann. Das ist für mich wie eine Mondreise. Vor einigen Jahren bin ich in einer Höhle in der fränkischen Schweiz herum gekrochen. Mit Führer und nur wenige Stunden. Ein echtes Highlight. Wie muss es da erst hier unten aussehen?
Das Kloster und die Kirche sind dann eher schmückendes Beiwerk. Ein Internat ist dort heute untergebracht.
Man merkt, dass sich einige Bürger Mühe geben alles zu erhalten. Besonders im Badehaus begeistert uns eine nette Frau, die uns in das gut erhaltene Badehaus lockt. Fast wären wir weiter gegangen. Aber sie vermittelte so engagiert die Einzigartigkeit des Hauses, das wir hinein gingen. Und es nicht bereut haben! Später kam sie uns noch in den zweiten Stock nach und erläuterte Gemälde.
Vor der Tür erzählte sie noch ein paar Details der Klostergebäude und des anhängenden Ensembles. Dabei erzählte sie die Geschichte eines Bürgers, der nach durchzechter Nacht auf dem Klosterplatz stand und ein Bedürfnis verspürte. Fluchs ging er an die nächste Hauswand und erleichterte sich dort.
Und genau so erwischte ihn der Nachtwächter oder Dorfpolizist. Als Strafe bekam er 10 Mark aufgebrummt.
Wieder nüchtern ärgerte sich der Bürger über die seiner Meinung nach viel zu hohe Strafe und ging zum für seine salomonischen Urteile bekannten Richter Dobel.
Als dieser erfuhr, dass der Bürger sich nachts am Gerichtsgebäude erleichtert hatte, wurde er böse und erhöhte sogar die Strafe auf 20 Mark. Als Begründung sagte er: „Wie kann der Angeklagte an die Wand des Amtsgerichts pinkeln, wenn nur ein paar Meter weiter das Finanzamt steht!“
Am Finanzamt vorbei laufen wir in die Stadt und beenden unseren Ausflug. Ein wenig Sonne tanken und lesen, die Liegestühle in die Sonne gestellt.
Wir suchen uns wieder kleine Straßen auf dem Weg nach Kirchheim Teck und machen spontan neben einem Segelflugplatz halt. Kaffee ist schnell gekocht und wir schauen gemütlich den startenden Segelfliegern zu. Am Ende amüsieren wir uns noch über sechs direkt vor uns balzenden Milanen, bevor wir uns endgültig auf den Heimweg machen. So endet der Tag, wie das Wochenende begann: mit einer weiteren Flugshow.
Eine Antwort
Hallo, da haben wir doch tatsächlich am selben Tag in Blaubeuren die amtliche Weckzeremonie genossen.
Und zum Betreten des Badhauses wurden wir auch aktiv gebeten und ja, es lohnt sich!
Gruss Michael