Sogar mit dem Internet war es gar nicht so einfach die Frage zu beantworten: „Wo zum Henker ist denn Alberweiler?“
Da Svenja am Samstag dort spielen sollte, planten wir nach dem Fußballspiel unserer jüngeren Tochter Inga am Freitagabend direkt durch zu starten, um nicht morgens um sechs Uhr losfahren zu müssen.
Schwäbische Alb, in der Nähe von Ulm. Mitten auf dem Land. Und dort hat man eine Bundesligamannschaft? Offenbar. Und eine gute noch dazu. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie weit die Eltern die Mädels zu jedem Training kutschieren müssen, dass das funktioniert.
Das Abendspiel wurde wegen eines Gewitters verlängert und so konnten wir erst um 22 Uhr die 320 Kilometer nach Alberweiler in Angriff nehmen. Kalt war es und windig, die Straßen glücklicherweise schon leer, trotzdem kamen wir erst um 2 Uhr in Alberweiler an und die letzten dunklen Kilometer fragte ich mich ständig, ob das Navi sich nicht geirrt hat. Kleine und kleinste Örtchen, Felder und waldlose Hügel. Irgendwann ein Sportplatzschild. Stockdunkel. Ein atemberaubender Sternenhimmel begrüsst uns, als wir die Lampen aus machen. Hier herrscht noch echte Nachtruhe!
Am nächsten Morgen begrüßt uns der Frühling. Windig ist es, aber die Sonne strahlt und nach einem ausgiebigen Frühstück wandern wir auf den nächsten Hügel und reiben uns verwundert die Augen. Der Blick schweift ungehindert in die Weite. Bis Ulm kann man schauen. Wie schön ist es denn hier und die Natur erwacht ausgerechnet heute. Ein paar Falken kreisen über den Feldern, ein Wiesel bleibt wenige Meter von uns stehen und beobachtet uns neugierig. Hier ist die Natur noch so, wie man sie sich als Stadtmensch vorstellt.
Nach dem Fußballspiel entscheiden wir uns zu einem Abstecher nach Münster. Das Ulmer Münster, die höchste Kirche der Welt!, wollten wir immer schon einmal sehen. Heute wird es so weit sein.
Auf dem Weg dorthin entsorgen wir die Toilette und füllen Wasser auf. Das Grauwasser können wir dank eines parkenden Autos nicht entsorgen. Das wird uns einholen, aber ich möchte nicht einfach über einen Gulli fahren und entsorgen.
In Ulm suchen wir uns einen Parkplatz und mit unseren 6 Metern finden wir nahe einer Schule einen zentrumnahen Stellplatz. Da wir die Fahrräder dabei haben, sind wir nach wenigen Minuten in der Ulmer Altstadt. Hier hat man Alt und Neu geschickt gemischt und manchmal muss man genau hinschauen, um zu erkennen, was neu ist. Offenbar hat man über die Jahrhunderte hier schon gemischt, denn nicht immer ist alles erst nach dem Krieg neu gebaut, sondern auch schon im Biedermeier muss man stark modernisiert haben.
Am Domplatz müssen wir erst einmal die gewaltigen Ausmaße der Kirche richtig einschätzen. So hoch sieht die Kirche auf den ersten Blick gar nicht aus, aber das liegt wohl an den fehlenden höheren Gebäuden. Man findet einfach kein Maß. Die Sonne steht tief im Westen und lässt das Ulmer Münster leuchten.
Die Fassade erinnert an den Kölner Dom und nach wie vor hält sich das Gerücht, dass man erst nach der Fertigstellung des Kölner Doms die letzten 10 Meter der Kirchturmspitze geplant hat um die wichtigen Meter mehr zu bekommen.
Erstaunlich, dass die Kirche Jahrhunderte mit einem „stumpfen“ Turm – trutzig – den Gläubigen ein Heim gegeben hat. Bietet das Münster heute 4000 Sitzplätze haben im Mittelalter dort Gottesdienste mit 22.000 Menschen stattgefunden. Stehplätze natürlich! Man saß nicht im Gottesdienst.
Nach Sonnenuntergang fahren wir weiter. Auf der Fahrt nach Alberweiler kamen wir an einem Autobahnschild mit dem Hinweis „Blautopf“ vorbei und erinnerten uns an die faszinierenden Fernsehbilder von der Erforschung der Höhlen und unterirdischen Flüssen unter der Alb. Ich hatte den Blautopf weiter südlich vermutet. Ein Grund die Unwissenheit zu besiegen und sich vor Ort selbst ein Bild zu machen. Nicht von den Höhlen, aber vielleicht von der hiesigen Gastwirtschaft.
Auf dem Weg nach Blaubeuren kommen wir an einigen Stellen vorbei, die wir als Stellplatz hätten nutzen können, fahren dann aber doch zum Stellplatz nach Blaubeuren.
Der Platz ist bis auf ein anderes Mobil leer und nach dem wir es uns eingerichtet hatten, zeigte die Heizung eine leere Gasflasche an. Schnell noch die Flasche wechseln. Erst bei der nächsten Gasprüfung will ich die Truma Duo einbauen lassen.
Und beinahe hätten wir an dieser Stelle unseren Trip abbrechen können: Der schwarze Verschluss der neuen Gasflasche ließ sich nicht abdrehen – und ich hatte die Wasserpumpenzange zuhause gelassen. Murphys Gesetz. Monate, ja Jahre habe ich sie dabei und brauche sie nicht. Die Nachbarn sind leider auch nicht in ihrem Wohnmobil und kalt ist es auch noch. Also versuche ich mit allem, was das Wohnmobil her gibt, den Verschluss zu öffnen.
Mit einem Beil (!!) gelingt es nach einer dreiviertel Stunde. Daraus folgt der Auftrag für die kommende Woche: Werkzeug im Womo überprüfen!