Früh am Morgen heißt es aufstehen. Nadja und Svenja möchten das Schiff von Reine in den Reinefjord zum Städtchen Vinstad um 10 Uhr erwischen. Beim Blick aus dem Fenster kommt zwar keine Begeisterung auf, aber zumindest regnet es nicht.
Wir erreichen Reine rechtzeitig und obwohl das Boot schon sehr voll ist, bekommen die zwei Plätze.
Das Boot tuckert den ganzen Fjord entlang und wer in Vinstad nicht aussteigen möchte, kann eine Fjordrundfahrt machen.
Mittlerweile kommt aber die Sonne durch und Nadja und Svenja steigen aus und überqueren den letzten Hügel, der den Fjord noch vom dahinterliegenden Meer trennt. Wenn dieser einmal weggespült sein wird, ist der vordere Teil der Lofoten zu einer Insel geworden.
So kann man nun auf die Westseite laufen und findet neben malerischen Häuschen auch einen schönen Sandstrand und das Meer in tollen Farben.
Auf der Heimfahrt kommt dann Hektik auf. Denn mittlerweile finden sich so viele Menschen am Kai ein, dass nicht alle auf ein Boot passen. Und das Wetter wird schlechter.
Nadja und Svenja schaffen es aufs Boot und kommen durchgefroren am Wohnmobil an. Kaum sitzen sie bei einem Tee und Kaffee, beginnt es heftig zu regnen. Gut, dass sie auf das erste Boot gekommen sind.
Während meine Frau und Svenja zur Kreuzfahrt gestartet sind, haben Inga und ich uns für unsere Wandertour ausgerüstet. Das Auto haben wir am Ortseingang von Reine abgestellt, an dem ich schon vor zwanzig Jahren das Startbild dieser Tour-Beschreibung gemacht hatte. Mittlerweile wissen wir, dass das Bild schon viele Jahre seitenverkehrt gescannt war. Die Wirklichkeit zeigt die Berge in der richtigen Richtung.
Das neue Bild zeigt erst auf den zweiten Blick die Veränderungen. An viele Häuser sind Anbauten angefügt oder die Dächer neu gemacht worden. Einige Häuser sind dazu gekommen. Aber egal, wie oft ich mir die Realität anschaue: Es ist wunderschön hier!
Die Sonne scheint mittlerweile durch die tief hängende Wolkendecke und taucht das Szenario in das bekannte weiche Abendlicht, das oberhalb des Polarkreises einen immer an die Lichtstimmung eines Sonnenuntergangs erinnert.
Wir wollen heute hinauf auf den Reinebringen. Dem 442m hohen Hausberg direkt vor den Toren Reines. Das hört sich unspektakulär an, aber wer einmal direkt davor stand, ahnt, dass das kein Spaziergang werden wird. Und so seien Nachahmer gewarnt! Das ist eine hochalpine Tour. Entsprechende Ausrüstung sollte man dabei haben. Das Wetter kann -wie in den Alpen- rasch umschlagen! Der Weg ist ein Pfad über Felsbrocken, matschige Schlammlöcher und Geröllfelder. Einmal kann man sich nur an einem Seil nach oben hangeln. Die Tritte sind manchmal einen halben Meter auseinander.
Ein Test für Wohnmobilfahrer, um die Tauglichkeit für diese Wanderung zu überprüfen: Stellen sie sich vor die Tür ihres Wohnmobils (nach Möglichkeit ein Mobil mit Zwischenboden). Fahren sie die Stufen ihres Eingangs NICHT aus. Jetzt steigen sie in das Wohnmobil OHNE sich irgendwo festzuhalten. Das machen sie 20 mal hintereinander.
Wenn sie das geschafft haben, nehmen wir sie jetzt mit auf den Reinebringen.
Seit Jahren sehe ich dieses Bild vor Augen und endlich soll es wahr werden. Während der ersten Höhenmeter zeigt sich ein blauer Streifen am Rand der Wolken:
Die Sonne kommt mit Macht.
Im T-Shirt arbeiten wir uns nach oben und kommen rasch ins Schwitzen. Es ist zwar nur 14 Grad, aber der Aufstieg heizt uns ein.
Der Weg hat es in sich. Und diese Bilder sind nur vom leichten, unteren Teil. Im schwierigen Teil hatte ich keine Lust mehr, die Kamera aus dem Rucksack zu holen.
Am Ende des Weges sitzen ein halbes dutzend Wanderer und wir sind schon da begeistert vom Ausblick. Aber irgendetwas stört mich. Das sieht nicht aus, wie auf meinem geistigen Bild. Rechts geht ein steiler Weg weiter, der in eine leichte Kletterei übergeht. Ungeübte kommen dort hinauf, aber wieder hinunter tun sie sich sehr schwer!
Wir krabbeln und klettern und stehen endlich auf dem wirklichen Reinebringen. Die Aussicht verschlägt uns den Atem!
Der liebe Gott hat es gut mit uns gemeint und die Wolken weitergeschoben. Wir suchen uns eine nette Stelle im Windschatten, denn auf der Spitze geht ein kalter Wind und die nassen T-Shirts lassen einen schnell frieren. Wir haben rasch wieder unsere Pullover und Jacken an und trotzdem ist es kalt!
Im Windschatten in der Sonne ist es erträglich und wir können uns nicht satt sehen. Über eine Stunde schauen wir den Wolken zu, die unterhalb des Gipfels vorbeiziehen, über die Bucht, gegen den nächsten Berg gedrückt werden und permanent andere Bilder zaubern.
Von Süden drückt eine langgezogene Wolke Inlands über den Archipel und irgendwann schwappt diese dann auch über unseren Gipfel.
Wir sitzen plötzlich im Nebel und können Reine nicht mehr sehen. Noch ein paar Mal erhaschen wir einen Blick auf die Stadt, dann beschließen wir abzusteigen.
Eine geheimnisvolle Erscheinung verabschiedet uns:
Es muss wohl doch Inga gewesen sein:
Eine Stunde haben wir für den Aufstieg gebraucht. Angegeben sind 90 Minuten, aber wir haben uns ziemlich beeilt.
Der Abstieg ist schwieriger und so brauchen wir die 90 Minuten.
Am Bergfuß reinigen wir die Schuhe, freuen uns über das Erlebnis und auf die Bilder. Im Wohnmobil duschen wir und sitzen bei Kaffee und Milch, als Svenja und Nadja wieder ankommen.
Nur wenig später schüttet es aus Kübeln. Und wir standen bei schönstem Wetter auf dem Reinebringen und haben die schönsten Bilder der Welt mitgebracht. Zumindest sind sie das für Inga und mich! Noch lange werden wir von diesem Erlebnis träumen:
Zeitraffer der Strecke:
6 Antworten
Ich finde keine Worte. Diese Farben! Diese Landschaft! Und der Himmel erst! Ich würde wahrscheinlich auch die ganze Zeit einfach nur gucken. Das ist so großartig, was Ihr da erlebt… Genießt es und macht weiter fleißig Fotos. 🙂
Viele Grüße,
Nicole
Wir reisen gerne mit, waren zum letzten Mal 2009 in den Lofoten – auch bei sehr wechselhaften Wetter – und wir freuen uns über Eure Bilder.
Viele Grüße aus Bayern
Willkommen zu Hause! Danke für den tollen Bericht,den ich immer mit Erwartung gelesen habe. Für uns beginnt in der nächsten Woche unser Urlaub auf die Lofoten.Manche Eurer Ziele werden auch unsere sein. Daher gab es auch einige Tipps für uns.Liebe Grüße aus Thüringen
Was für ein sagenhaft schöner Ausblick!Nur der Aufstieg ist leider nichts für mich.
VG Maria
Die Tour auf den Reinebringen haben wir dieses Jahr auch gemacht, einfach eine fantastische Aussicht.
Klasse Fotos 🙂
Wobei diejenigen von deinem Link nur am ersten Aussichtspunkt waren. Nach einer kleinen Kletterpartie (Schwierigkeitsgrad 4) kommt man auf den eigentlichen Reinebringen und hat dann Rundumsicht!