Norwegen 2013: Tag 7 – Nusfjord und Strand von Flakstad

Der Wecker geht um 8 Uhr und ich öffne noch vom Bett die Jalousie. Kurzer Blick. Jalousie zu.

Weiterschlafen.
Grau, dunkel, düster.

Wir frühstücken, packen und fahren los. Obwohl der Tunnel nur 880 Meter hat, verändert sich in dieser kurzen Zeit der Himmel. Blau schielt es zwischen den Wolken hindurch. Plötzlich erstrahlt der nächste Berg in satten Grün!

Die Sonne bricht durch die Wolken! Hurra. Endlich sieht es hier nach Urlaub aus.
Um die Berge hängen Wolkenkränze, die sie irgendwie würdevoll aussehen lassen. Leider kann man dadurch gar nicht ihre wahre Größe bewundern. Aber wir wollen uns nicht beschweren.

Nach dem Entsorgen in Lekness, eine nicht ganz einfache Geburt – eine solche Anlage habe ich noch nicht gesehen und möchte es auch nicht wieder tun, geht es zum Nusfjord.

Am Übergang des Flusses in den Fjord laden wir das Kajak vom Dach und Inga und Svenja losen, wer mit mir ins Dorf paddeln darf. Auf dem Hinweg darf Inga mit, auf dem Heimweg Svenja. Nadja fährt das Wohnmobil. Vor zwanzig Jahren waren Nadja und ich auch gepaddelt und es macht schon Spaß das Weltkulturerbe vom Wasser aus zu betreten, wo Menschenmassen aus Bussen ausgeworfen werden und nach wenigen Minuten wieder verschwinden.

Beim Einsetzen des Kajaks wieselt ein Tier um Svenja herum. Nur schwer lässt es sich mit dem Weitwinkelobjektiv erfassen. Ein Wiesel? Mehrfach taucht es aus irgendeiner Spalte auf und verschwindet wieder.

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Der Wind ist schneidig kalt und weht vom Landesinneren aus dem Fjord. Wir haben Rückenwind und sind flott unterwegs. Anfangs brauchen wir noch Mütze und Jacken, nach einigen hundert Metern ist uns warm. Mit offenen Schuhen landen wir in Nusfjord an. Die Touris machen ihre Bilder und nicht wenige in dicken Anoraks schauen erstaunt auf unsere nackten Füße. Im Boot war es warm und Schuhe verbieten sich im Kajak.

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mit dem Kajak in Nusfjord

Die Hütten im Nusfjord vermitteln einem einen guten Eindruck, wie das früher gewesen sein muss. Wenn im Winter die Männer aufs Meer mussten, um die Familie zu versorgen. Im Sommer Bauer, im Winter Fischer. Nicht wenige versanken im Alkohol oder blieben auf See. Mit 10 Mann wohnte man auf engstem Raum. Wenn man denn überhaupt ein Bett hatte.

Die Sonne kommt immer wieder heraus und zaubert uns ein sanftes Licht. Man muss nur manchmal einige Minuten warten. Aber dazu haben die Bus- und Kreuzfahrttouristen keine Zeit. Ein schnelles Bild, auch wenn gerade alles trostlos im Schatten liegt und dann nichts wie in den Bus, in das Kaffee oder den Souvenir-Shop.

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Wir haben mehr Zeit.
Tingeln durch das kleine Dorf, bewundern die neuen Sitzflächen einer Studentengruppe und genießen die warme Sonne.

Als Svenja und ich uns dann auf den Heimweg machen, hat der Himmel wieder zugezogen und ein heftiger Wind bläst uns nun aus dem Fjord entgegen. Wir umrunden den im Ford liegenden kleinen Berg und kajaken zurück zum wieder wartenden Wohnmobil. Als alles verstaut ist, trinken wir noch einen Kaffee und fahren zurück in Richtung Reine.

In Ramberg haben wir dann wieder Glück. Am sensationellen Strand von Flakstadt liegt der feine weiße Sand in hellem Sonnenlicht, die grünen Berge dahinter zeigen sich von ihrer schönsten Seite.

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Wir fahren anschließend durch die Baustelle zurück nach Reine. Wenn in Reine die Sonne scheint, gibt es kaum einen schöneren Anblick. Überall machen wir halt, spazieren umher und schauen den Anglern zu. Leider liegt mein Lieblingspanorama von der Südseite blickend schon wieder im Schatten. Auch für die Wanderung zum Reineblicken ist es schon zu spät. Morgen ist auch noch ein Tag. Wir entscheiden uns zurück nach Flakstadt zu fahren, in der Hoffnung dort noch einmal die Mitternachtssonne zu sehen. Mittlerweile  ist der Himmel weitgehend blau – vielleicht bleibt das ja so.

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Neben unserem Wohnmobil liegt ein geöffneter Fotorucksack. Im ersten Moment denken wir uns nichts dabei. Der Fotograf wird sicherlich ein Bild vom Reineaussichtspunkt machen und gleich zurück kehren. Als nach 10 Minuten immer noch niemand auftaucht, schaut Inga genauer nach. In der Tasche befindet sich ein hochwertiges Objektiv. Es kommt immer noch niemand.
Die Tasche einfach liegen zu lassen? In Reine abgeben?
Da ich selbst Fotograf bin, ahne ich, wie der Besitzer nun leidet und wir entschließen uns die Tasche mitzunehmen. Im Supermarkt wird man sich kaum die Mühe machen den Besitzer zu ermitteln. Wir vermuten, dass während einer Bustour man ausstieg, Bilder machte und dann rasch einstieg und den Rucksack zurückließ.

In meiner Kamera schauen wir uns die gemachten Bilder auf einer Speicherkarte die wir in der Tasche fanden an. Ein junges Pärchen, vermutlich aus Asien, auf Tour durch Europa. Sie waren auf der Trolstunga und dem Preikestolen. Über tausend Bilder, die nun einfach weg sind. Wie entsetzlich.
Da wir nun ein Bild der beiden vor Augen haben, suchen wir nochmals in Reine nach den beiden. Vielleicht kommen sie ja zurück. Aber vergebens. Im wieder zweifeln wir, ob es richtig ist via Facebook und Co nach den Besitzern zu suchen. Aber ein Versuch ist es wert. Weder ein Name oder eine Visitenkarte befindet sich im Rucksack, aber im Radio haben sie mehrfach von solchen Urlaubsfunden berichtet, die weltweit vermittelt wurden. Warum sollte es nicht funktionieren.

Zurück am Strand von Flakstadt sitze ich in der untergehenden Sonne und lade die Bilder in den Rechner. Und wirklich. Anhand der Qualität der Bilder und der Ausrüstung hatte ich es schon vermutet, jetzt bestätigt es sich: Der Mann ist Profi! Hat in seiner Kamera in den EXIF seine Kontaktdaten gespeichert. So wird in jedem Bild sein Name und seine Webseite gespeichert und ich habe die Chance mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Die Mail ist schnell geschrieben und wenn der Mann nun seine Mails abruft, wird ihm ein Stein vom Herzen fallen. Vielleicht können wir ja sogar ein Treff noch auf den Lofoten arrangieren.

Der lange Tag endet leider mit wieder einziehenden Wolken. Heute wird es keine Mitternachtssonne geben. Hoffen wir, dass der Wettergott uns wohl gesonnen ist und morgen keinen Regen schickt.

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Am Strand von Flakstad / Ramberg

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