Norwegen 2013: Tag 6 – Uttakleiv

Wir wachten bei Nieselregen auf. Keine Sonne. In der Nacht schüttete es einige Male was der Himmel entbehren konnte. Das erste Mal in diesem Urlaub brauchen wir die Heizung. Es ist 10 Grad draußen. Aber mit Blick nach Südosten zeigt sich ein hellerer Streifen.

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Ein Bild nach Norden:

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Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Der Campingplatz in Moskenes ist mässig besucht und ruhig. Die Sanitäreinrichtungen gut. Heute wird Wasser gebunkert und dann schauen wir, wo wir die nächste Nacht verbringen.

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Manchmal kommt alles zusammen. In der Sonne trocknen die Haare alleine. Wenn das Wetter so bescheiden ist, wie derzeit, brauchen die Mädels einen Fön. Und genau der ist heute abgeraucht. Und auf den Lofoten einen Fön zu kaufen ist nicht vergleichbar mit einer Shoppingtour zuhause. Aber ohne Fön geht es nicht. Am Campingplatz haben wir bei einem netten Nachbarn einen ausgeliehen, aber beim Freistehen wird das schwierig werden.

So ver- und entsorgen wir im strömenden Regen.

„Die Stufe fährt nicht ein!“, ruft Nadja.
Wir zerren und drücken. Ich spritze sie mit dem Wasserschlauch ab, weil Sand die Schienen blockiert. Dann kommt das gute WD40 zum Zuge. Die Stufe fährt ein paar Mal sauber ein und aus. Dann macht sie gar nichts mehr. Ich schiebe sie ganz hinein und wir fahren los.

In A besuchen wir das Fischereimuseum und so trostlos grau und regnerisch wie es gerade ist, beneide ich die Fischer vor 100 Jahren nicht. Kein Wunder, dass hier alle zu Alkoholiker wurden.
Im Winter noch dazu die Dunkelheit. Das macht einen mürbe.

Wir fahren weiter nach Reine, dort soll es einen Laden geben. Nach einigen Kurven durch A beginnt die Stufenwarnsirene zu schrillen. Offenbar rutscht die Stufe in den Kurven heraus.
An der Feuerwehr finden wir eine eben Fläche und ich lege mich unter das Wohnmobil. An der Stufe sind zwei Schrauben herausgedreht. Ich berge sie und sichere die Stufe nun mit einem Band. Gut, dass ich einige Zurrbänder eingepackt hatte. Hier und jetzt kann ich nichts tun, dazu regnet es zu sehr, müssen wir wohl erst einmal ohne Stufe auskommen.

In Reine geht die Welt unter. Sturm, Regen. Ich steige trotzdem aus, denn ich möchte an einem Tag mit schönem Wetter auf den Reinebringen laufen und von Reine ein Bild machen. Ob das wohl in diesem Urlaub gelingt?

Der Laden hat keinen Fön und schickt uns weiter nach Ramberg.
Der dortige Sandstrand ist uns im Gedächtnis geblieben, warum also nicht gleich dorthin.
Die Straße nach Ramberg wird neu gebaut und wir fahren über Schotterwege im Schrittempo. Neue Tunnel werden auch gebaut. Es hat sich viel verändert. Auch die eine oder andere Brücke scheint neu zu sein.
In Ramberg gibt es tatsächlich ein Elektrogeschäft. Man bekommt Stecker und Kabel, eine Kaffeemaschine, einen Wasserkocher. Sogar eine Schuhheizung für zwei paar Schuhe. Das ist hier wahrscheinlich wichtig. Zumindest wichtiger als ein Fön. Denn einen Fön bekommen wir dort nicht.

„Fahren sie nach Lekness.“ sagt der junge Mann, „Dort gibt es vier Elektroläden“

Also fahren wir nach Leckness. Das Wetter ist so schlecht, dass ich lieber fahre.
In Leckness, in unserem Führer von 1990 steht das die extrem gewachsene Stadt 1000 Einwohner hat, können wir die steile Entwicklung der Lofoten konkret nachvollziehen. Die Stadt hat nun eher 10.000 mit Umland 20.000 Einwohner. Und dementsprechend Verkehr und Einkaufszentren.
Hinter einer Tankstelle gibt es eine Ver- und Entsorgungsstelle.

Und einen großen Supermarkt. Und dort gibt es einen großen UND einen kleinen Fön!
1000 Watt – genau was wir brauchen.

Nadja hat auf dem Weg im alten Reiseführer einen Tip gelesen: Uttakleiv – ein Sandstrand, einige verlassene Häuser, eine Ortschaft, die langsam aufgegeben wird. Das war 1990. Wie es heute wohl dort zugeht. 10 km. Wir fahren hin.

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Auf der sehr kleinen Straße (so kennen wir die Straßen in Norwegen, die heutigen sind im Vergleich Autobahnen) kommen wir an zwei Sandstränden vorbei. An einem sind kleine umzäunte Parzellen mit Wohnwagen. Vielleicht haben die Lofoter hier ihre Wochenend-Wohnwagen. Die Bucht ist traumhaft.
Der nächste Strand ist bevölkert von einigen Wohnmobilen und Wohnwagen. Direkt am Berg zeigt sich ein Tunnel. Ist der hoch genug?

Einspurig. Wir fahren trotzdem ein. Im Tunnel gibt es Ausweichstellen, ich wünsch mir trotzdem kein Gegenverkehr. Nach einem Kilometer sind wir in einer Bucht mit wenigen Häusern. Ausgestorben ist der Ort nicht, aber gewachsen wohl auch nicht.
Dazu ein herrlicher Sandstrand mit direkten Blick aufs Meer. Viele abgerundete metergroße Steine zeugen vom ständigen nagen des Meeres an den Lofoten.
Alles ist grau, die Wolken hängen so tief, dass wir nicht erahnen können, wie hoch die Berge aufragen. Aber es ist ruhig hier und friedlich. Ein Stellplatz ist ausgewiesen, dazu eine Box, in die man beim Übernachten 100 Kronen einwerfen soll.

Wir suchen uns einen Platz kurz vor der Schranke, die man vor dem alten Eselsweg gebaut hat. Über diesen wurde wohl vor dem Bau des Tunnels die Ortschaft versorgt.

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Als der Regen nachlässt und die Wolkendecke sogar ein wenig aufreisst, laufen wir los und folgen dem Weg fast bis in die vor dem Tunnel gelegene Bucht. Auf dem Weg folgen uns die Schafe, einige Vögel bleiben immer in der Nähe sitzen und unter einem Felsvorsprung finden wir einen runden Holztisch für acht Personen nebst Hängegrill.  Hier wohnen wohl Schneewitchen und die sieben Zwerge.

Am Rande der nächsten Bucht erhebt sich Steil ein Berg aus dem Meer. Diese Insel steht unter Naturschutz. Wir nehmen an, als Vogelparadies. Leider sehen wir keine Papageientaucher oder Trottellummen.

 

Dafür erhebt sich plötzlich ein schwarzer Kopf aus dem Wasser:

 

Eine Robbe!

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Sie taucht noch einige Male vor uns auf, als wolle sie nachschauen, was wir denn so treiben. Wer beobachtet wen? Nach Elch, jetzt eine Robbe. Was kommt als nächstes?

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Fröhlich laufen wir zurück. Und offenbar waren wir brav, denn das Wetter bessert sich und gegen 23 Uhr kommt die Sonne heraus und taucht die Landschaft in ein atemberaubendes Licht. Die Sonne wird nicht untergehen. Wir verdunkeln das Wohnmobil und beschließen schlafen zu gehen. Da es nie dunkel wird, hat man schnell seinen normalen  Rhythmus verloren.

Leider ziehen wieder dicke Wolken auf. Ob es wirklich noch einmal besser werden wird?

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Nachtrag: Die Stufe ist im Urlaub nicht mehr zu reparieren. Kurz vor Mitternacht habe ich begonnen die Stufe zu zerlegen, bis ich an den Spindeln zwei Messingringe fand, an denen die Mechanik der Treppenstufe eingehängt wird. Eigentlich simpel aufgebaut das Ganze. Nur wirken da starke Kräfte, die offenbar die massiven Schrauben einfach abgeschert haben. Als ich mir die Schrauben näher anschaue, kann ich es auch erkennen. Sauber abgerissen. Das kann ich zwar reparieren, aber ohne passendes Werkzeug wird das nichts. Also muss es bis zuhause warten. Sind wir also sportlich und hüpfen ins Wohnmobil.

Und im Bad fand ich dann auch noch etwas: Die Duschabtrennung aus Plexiglas hatte schon von unserem Vorgänger einen Sprung. Durch die heftigen Vibrationen der letzten Tage (Schotterpisten?) hat sich der Sprung um zwei Zentimeter verlängert. Zuhause hatte ich schon vor, ans Ende des Sprungs ein Loch zu bohren, damit es nicht weiter reißen kann. Leider vergessen. Und nun keine Bohrmaschine dabei. Verdammt. Jahrelang schleppe ich das Teil mit und brauche es nie und nun?
Ich nehme einen Nagel (den habe ich dabei), erhitze ihn am Herd bis er glüht und bohre damit ein Loch in das Plexiglas. Das sollte funktionieren.

 

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2 Antworten

  1. Mich interessiert Norwegen. Nun bin ich auf diesen Seiten gelandet und stelle mir die Frage wo ist den A, wie heißt der Ort? Ist nirgends zu finden. Wo finde ich die Gesamtroute? Ich habe jetzt auf vielen Seiten geblättert, leider finde ich genau diese Dinge nicht. Sorry ich will nicht meckern, finde die Seite sehr interessant, aber manches findet man nicht oder nur schwer.

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