Camargue – Die Highlights mit dem Wohnmobil

Mit dem Wohnmobil in die Camargue.
Das bedeutete jahrzehntelang, freies Stehen am Strand, direkt am Meer. Hippieatmosphäre, und abendliche Lagerfeuer, Party am Strand.

Die Realität zuletzt sah anders aus: Auch die Hippies sind älter geworden, aus dem Zelt ist ein kleines Haus mit Sat-Antenne und Solaranlage geworden.

Irgendwann war es den Kommunen zu viel und nach und nach wurden die Strände gesperrt und abgeriegelt.

Absperrung

Müllberge, Plastikflaschen und Tüten in den Hecken sieht man auch jetzt noch an den wenigen PKW Parkplätzen am Meer und den einzigen Platz fürs Wohnmobil direkt am Strand fanden wir weit im Südosten, aber dazu am Ende mehr.

Unseres Wissens nach gibt es keinen Strand mehr, an dem man mit einem Wohnmobil frei stehen kann.

Aber auch ohne Strandplatz hat die Camargue viel bieten. Am besten lassen sich diese Orte per Fahrrad erreichen, auch zu Fuß – dann dauert es etwas länger.
Die beste Reisezeit ist u.E. der Frühsommer. Mai ist ideal, je später im Sommer man in die Camargue kommt, desto heißer wird es tagsüber. Auch im Mai ist es um die Mittagszeit schon sehr heiß und gleißend hell.
Daher der erste Tipp:
Nicht nur für die Fotosafari sehr früh am Morgen starten. Dann ist es kühl, die Tierwelt noch aktiv. Am frühen Abend die Städte besuchen, bevor der größte Rummel beginnt. Die ausgedehnte Mittagspause ist die schönste Erholung

Folgende Highlights können wir empfehlen:

Tierwelt:
Flamingos in den seichten See, wenige Kilometer östlich von Saint Maries de la mer.

Wir sahen dort weit mehr Tiere als in den oft beschriebenen Brutgebieten

 

Mit dem Rad oder zu Fuß zum Leuchtturm Phare de la Gacholle:

Von Saint Maries de la mer ca. 10 km auf einem Schotterweg immer an der Küste entlang. Unterwegs mehrfach die Möglichkeit bis zum Meer zu laufen (baden)
Wir starteten um 6 Uhr morgens, sahen sehr viele Flamingos, einige Pferde und Stiere (im Gatter), kamen um 11 Uhr zurück – da war es schon unangenehm heiß.

Vom Parkplatz Phare de la Gacholle:
Auto am ersten Parkplatz abstellen. Wanderweg in Richtung Süden zu den Brutgebieten der Flamingos, Abzweigung zum Leuchtturm. Man kann sogar noch näher an den Leuchtturm heranfahren, aber…

… der Leuchtturm ist kein Highlight, kein Ausflugslokal, keine Möglichkeit ans Meer zu kommen. Auch hier gilt: der Weg ist das Ziel, daher eher am Parkplatz starten.

 

Parc Ornithologique du Pont De Gau

Parc Ornithologique du Pont De Gau:
Für Menschen, die den schnellen Erfolg lieben, eine echte Empfehlung:

Die Vögel sind nicht gefangen (!), werden aber regelmäßig gefüttert und wollen daher gar nicht in die freie Natur.
Man sieht neben Flamingos in großer Zahl und aus allernächster Nähe, Störche, Graureiher, Seidenreiher, Kuhreiher. Überall schwimmen dazu Nutrinos und fette Karpfen.
Für einen vergnüglichen Vormittag, eine tolle Location.

Wilde Pferde und Stiere fanden wir nirgendwo: Das Naturschutzgebiet ist glücklicherweise nicht zugänglich und die Tier halten sich wohlweislich zurück.

Halbwilde Pferde auf riesigen Flächen findet man hingegen immer wieder. Eher nördlich und östlich um die großen Seen.

Mit dem Kajak die Petit Rhone herunterfahren und von dort aus die Tierwelt sehen?
Aufgepasst: Die Petit Rhone ist ein breiter Wanderfluss mit wenig Zug – das bedeutet, man muss fleißig paddeln. Die Fahrt war ziemlich eintönig und da man vom Kajak aus nicht über die Uferwälle schauen kann, sieht man nur ab und zu einen Reiher am Rand im Wasser stehen. Ziemlich enttäuschend.

Wer gerne reitet, findet sicher sein Pferd in der Camargue. Aber bitte nicht am Straßenrand, wo die gesattelten Pferde manchmal schon stundenlang als Lockmittel in der Sonne stehen. Die Gruppen von 10-15 Reitern, die hintereinander vorgegebene Wege entlang gingen, sahen nicht glücklicher aus, wie ihre Pferde!

 

Städte:
Am Rande der Camargue lohnen Arles mit seiner Altstadt und dem Amphitheater und Aiques mortes mit seiner gut erhaltenen Wehranlage und seinem Mediterranen Flair.

Aiques mortes:

Aiques mortes

Arles:

Arles

Ein Muss ist Saintes-Maries de la Mer. Zweimal im Jahr (An Himmelfahrt und Ende Oktober) findet dort die berühmte Zigeunerwallfahrt mit tausenden Pilgern und noch mehr Besuchern statt. Aber auch wer diesen Trubel nicht mag und in dieser Zeit das Städtchen meidet, kommt in Saintes-Maries auf seine Kosten. In der Arena finden regelmäßig unblutige Stierkämpfe aber auch Musikveranstaltungen statt, die Gassen bieten viele Geschäfte und gute Restaurants, die kleine Wehrkirche ist sehenswert. Das Dach ist begehbar.

Direkt im Ort gibt es zwei Stellplätze, sowie einen Campingplatz.
Besser gefällt uns der Stellplatz und der Campingplatz Clos du Rhone westlich der Stadt. Mit dem Rad ca. 3 km entfernt erreicht man den Ort schnell und hat ansonsten seine Ruhe.
Dazu kostet der Campingplatz gerade einmal 1 Euro in der Vorsaison mehr, wie der staubige Stellplatz, daher am besten gleich den Campingplatz ansteuern. In der Hauptsaison hat man mit 27 Euro (Stand 2017) einen guten Platz mit Schwimmbad und Strand, in der Nebensaison kostet er 14 Euro. (Der staubige Stellplatz an der Straße einige hundert Meter weiter kostet 13 Euro die Nacht – ohne Schwimmbad)

Sicherheit: Es hat schon seinen Grund, warum alle Campingplätze mit hohen Zäunen gesichert sind. Zur Zigeunerwallfahrt war eine Hundertschaft Polizisten auf dem Campingplatz Clos du Rhone stationiert. Das gab noch einmal ein ganz anders Sicherheitsgefühl J

Radwege:
Echte Radwege gibt es nicht. An den Straßen oft einen Seitenstreifen, in der Natur meist Schotterwege, die manchmal durch tiefen Sand führen, der nicht befahrbar ist.
Unsere erste Idee, die Camargue mit dem Rad zu umfahren haben wir schnell auch wegen der Hitze abgetan und sind die Strecke mit dem Wohnmobil gefahren.

Lohnenswerte Ziele:
Mit dem Auto oder Wohnmobil um die großen Becken von Saint Maries nach Salin de Geraud.
Am besten die kleinen Wege fahren (z.B. D36C) und immer wieder aussteigen und noch kleinere Weg zu Fuß erkunden.

Plage de Beauduc ist nicht mehr mit dem Wohnmobil zu befahren. Man kann aber weit voraus das Wohnmobil stehen lassen und dorthin laufen (ca. 10km – das war uns eindeutig zu weit)

Phare de la Gacholle: Mit dem Rad von Saint Maries kommend, oder Womo und zu Fuß vom Parkplatz Gacholle.
Die Salinen von Salin de Geraud.
Riesige Salzgewinnungsfelder zwischen dem Schutzgebiet und der Rhone.

Ganz im Süden, der Straße bis zum letzten Ende folgend, der letzte Platz, an dem man mit dem Wohnmobil noch auf den Sandstrand kommt.
Nicht immer schön, da viele Menschen bekanntlich viel Dreck machen.
Nachts wird man manchmal vertrieben, in Vor- und Nachsaison kann auch das Freistehen heute noch gelingen. Plage de Piemanson

Plage de Piemanson

 

Um es aus unserer Sicht zu sagen:
Für einen Strandurlaub gibt es attraktivere Plätze.
Freistehen und Müllberge vereinbaren sich u.E. nicht. Oft und häufig fanden wir auch an normalen Parkplätzen Müll in den Ecken, eine Unart, die hier nicht selten zu beobachten ist und keineswegs den  Wohnmobilisten zuzordnen ist!

Dafür hat das Naturschutzgebiet Camargue so unendlich viel zu zeigen und das gefällt uns außergewöhnlich gut. Der Spagat zwischen Tourismusboom und Natur gelingt nicht immer. Die Reitstationen an jeder Ecke entsprechen oft nicht dem, was wir für artgerecht erachten.

Trotzdem ist die Camargue eine Reise wert. Wo sonst kann man noch die Tierwelt eines so großen, zusammenhängenden Naturschutzgebiets in Europa erleben?

Der Campingplatz Clos du Rhone liegt ruhig und nah am Meer. Trotz vieler Camper war es dort ruhig und sehr ansprechend.

 
 

 

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6 Antworten

  1. Moin aus Schneverdingen, sehr guter Bericht und sehr gute Bilder. Ich kenne die Camargue sehr gut sehr oft dort gewesen alles was du beschrieben hast habe ich auch so wahrgenommen. Werde bald wieder einmal dorthin fahren
    .

  2. 30 Jahre, seit wir dort waren, traurig, dass sich alles verändert, aber ich danke Ihnen für diese Geschichte zu teilen und die Bilder. und sorry, mein Deutsch ist nicht perfekt.

  3. Schöner Reisebericht mit noch tolleren Bildern. Besonders die Luftaufnahmen vermitteln einen anderen Eindruck als ich es aus der „bodennähe“ kenne. Wir kennen die Gegend auch aus mehren Reisen dort hin.
    Danke für das teilen hier.

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