Den Tag beginnen wir bei 20 Grad mit einem Bad im See am Campingplatz. Bei 16 Grad Wassertemperatur geht am Ende nur Inga ins Wasser.
Die Schweden sind da eindeutig abgehärteter.
Nach dem Frühstück sind wir froh den Campingplatz entgültig verlassen zu können. Nicht nur, dass es keine ebenen Stellplätze gab, auch die Ent- und Versorgung gestaltet sich am Ende als schwierig. Das Grauwasser können wir gar nicht ablassen und entsorgen später an einem Gully auf einem Parkplatz.
Es ist schon erstaunlich, dass es extrem viele Wohnmobile in Schweden gibt. Und meist sind es schwedische Wohnmobile, die wir sehen. Und trotzdem ist die Ent- und Versorgung äußerst unökonomisch geregelt. Selten haben wir einmal eine echte Sanistation gesehen.
Entsorgen geht meist an Rastplätzen an den Schnellstraßen, aber wir mussten leider auch oft an Toiletten entsorgen, an Tankstellen nach Wasser betteln oder auf Parkplätzen das Grauwasser ablassen. Und oft waren alle drei Dinge an unterschiedlichen Plätzen verfügbar. Also Grauwasser hier, 100 Meter weiter Fäkalien und irgendwo war ein Wasserhahn. Sehr kompliziert.
Und wenn dann auch an Campingplätzen das Angebot eher sporadisch ist, wird es manchmal schwierig.
So gewöhnen wir uns wieder an, gleich am Morgen nach und nach alles zu Ent- und Versorgen, um Ruhe zu haben. Eine zweite Toilettenkassette sichert uns im Zweifel auch einen zweiten autarken Tag.
Wir fahren zum Geburtsort von Astrid Lindgren, nach Näs.
Mir war nicht bewusst, welch bedeutende Persönlichkeit Astrid Lindgren war und wie hoch ihr Ansehen in Schweden war.
Das sie Kinderbücher schrieb, ja das liebten wir.
Dass sie sich für den Tierschutz, die Menschenrechte einsetzte und sogar für einen Regierungswechsel in Schweden sorgte – nein, dass war uns nicht bewusst.
Um so interessanter war dann die äußerst gelungene Ausstellung im Museum in Näs. Eingebettet in die Gärten und Häuser ihrer Jugend, wurde ein schöner Park und das Besucherzentrum errichtet. Hier steht das Geburtshaus, das Vorbild für Michels Schnitzbude, natürlich der Limonadenbaum Pipi Langstrumpfs.
Astrid Lindgren hat wohl schon früh erkannt, dass Vimmerby sich irgendwann einmal Näs einverleiben würde und moderne Wohnhäuser die alte Siedlung verdrängen würde. Daher hatte sie das gesamte Areal aufgekauft und verfügt, es im ursprünglichen Zustand zu belassen.
Somit macht man eine kleine Zeitreise und kann sich vorstellen, wie die kleine Astrid hier gespielt hat. Und im nu findet man an allen Ecken und Enden die Ursprünge ihrer Bücher. Den Limonadenbaum hatte ich schon angesprochen, ebenso wie die Werkstatt von Michel, aber auch die Spielplätze der Bullerbü Kinder oder der Kinder von Saltkrokan.
Wir brauchen den ganzen Vormittag und genießen es, einfach Zeit dafür zu haben.
Ausgesprochen aktuell fanden wir Astrid Lindgrens letztes großes Projekt. Eine Ausstellung zeigt die Schicksale von Flüchtlingen, die heute ihre Heimat in Schweden haben.
Auf Bildschirmen erzählen sie ihre Geschichte. Ihre Flucht, ihr Leben und ihre Angst. Eindrucksvoll der junge Mann, der erzählt, dass er als Kind dachte: „Überall in der Welt herrscht Krieg. Krieg ist der Normalzustand“
Oder der Finne, der 1940 fast verhungerte und von Finnland – ohne Familie – nach Schweden verschickt wurde.
Der Ereträer, der meinte, Eretrea sei das schönste Land der Welt – und er wollte gar nicht weg. Aber es gab nichts mehr zu essen und man musste jeden Tag Angst haben, ermordet zu werden.
Schweden ist neben Deutschland das Land, dass die meisten Flüchtlinge aufnimmt. Nicht erst in den letzten Jahren!
Wir verlassen Vimmerby und suchen Bullerbü und Kathult.
Das sind natürlich Kunstnamen aus den Büchern, aber durch die Filme – man wählte reale Bauernhäuser – wurden diese Orte real und heute stehen die Namen nun auch auf den Ortsschilden.
In Bullerbü wollen die Menschen natürlich in Ruhe gelassen werden. Man schaut ihnen ständig über den Zaun, nur im mittleren Hof kann man in den kleinen „Antik“-Laden im Hof und ein Schwätzchen mit den alten Leuten halten.
Im Kaffee um die Ecke verweilen wir und schwelgen in Erinnerungen.
Erstaunlich viele junge Familien sind da und an manchen Ecken sitzen Eltern, die ihren Kindern aus den Pipi Langstrumpf Büchern vorlesen.
Durch dichte Wälder fahren wir anschließend zum Bauernhof Katthult in der Nähe von Mariannelund.
Wir kommen leider schon spät dort an, um 18 Uhr schließt der Hof. Am Eingang sitzt die Oma und kassiert und als wir ins Gespräch über das Kartenlesegerät kommen, erzählt sie mir, dass sie früher auf der Bank arbeitete.
Auch hier, mitten im Wald, wird alles per Karte gezahlt. Schon erstaunlich. Bargeld will niemand mehr.
Wir tingeln über den Hof, der im zarten Abendlicht liegt.
In Michels Schnitzbude bewundern wir die Männchen, das Plumpsklo am Rande des Hofes erinnert an viele Streiche und ein Kaltblüter steht stattlich vor der großen Scheune.
in einem neueren Haus läuft ein Fernseher mit Ausschnitten aus den Dreharbeiten und Interviews.
Ansonsten laufen einige Hühner frei herum, die Kinder können in einem Gehege Hasen streicheln und alles ist wieder so bewundernswert ruhig und unaufgeregt.
Die Sonne steht noch lange am Himmel und wir fahren noch im Tageslicht zu einem Naturreservat in der Nähe, um die Nacht dort zu verbringen.
Unweit des kleinen Parkplatz gibt es sogar eine vorbereitete Feuerstelle und auch gehacktes Holz liegt bereit. Das eigenmächtige Sammeln ist nicht gestattet.
So sitzen wir bei einem kühlen Bierchen nach Sonnenuntergang am Lagerfeuer, freuen uns, das wenige Stechmücken unterwegs sind – und die wenigen meiden uns, dank Anti-Brumm.
Uns geht es einfach gut, allein und mitten im ruhigen Wald.
Eine Antwort
Hallo,
mit großem Interesse lese ich hier auf Ihrer Webseite. Viele nütliche Tips gibt es da, sehr ausführlich und für Laien verständlich geschrieben.
Ganz besonders gefallen wir Ihre Reisebeschreibungen.
Dabei ist mir heute bewusst aufgefallen, wie schwierig sich die Grauwasserentsorgung manchmal gestaltet.
Hier mein Tipp für Sie und vielleicht auch viele andere Mitleser:
Immer dann, wenn die Grauwasserentsorgung nicht vorhanden ist oder aber nur sehr schwer zu erreichen ist, aber die WC-Kasette an einer Entsorgungsstation zu leeren ist, nehme ich sie dann nachdem ich sie geleert habe und lege unter den Grauwasserausgang, öffne diesen, bis die Kasette voll ist, entleere diese dann an der Fäkalentsorgungsstelle und mache das so oft, bis der Tank leer ist, bei vollem 120 Litertank ist das maximal 5 mal laufen. Das schöne daran ist, dass dabei auch die Kasette automatisch gereinigt wird.
Vielleicht hilft das dem Einen oder der Anderen ;-))
Liebe Grüße von einem Wohnmobilisten eines Hymer B644 auf Ducato244.