Einfach. Spontan. Los.
Das ist das schöne am Wohnmobilleben.
Wir nutzen das gute Herbstwetter und packen nur das notwendigste ein. Gerade einmal 40 Kilometer fahren wir in die Wetterau. Schon lange fahren wir auf der Autobahn an den Hinweisschildern zum Museum Glauberg vorbei, Terra X hat uns auch schon vieles erzählt.
Jetzt wollen wir es mit eigenen Augen sehen.
Schließlich sind unsere Vorfahren keine Germanen, sondern Kelten gewesen. Sofern sich das nach 2500 Jahren überhaupt noch festlegen lässt.
So brechen wir spontan nach Glauberg auf und finden am Museum Keltenwelt einen geeigneten Übernachtungsplatz.
Am Morgen zeigt sich die hügelige Wetterau von ihrer schönsten Seite. Die Bauern sind dabei die Maler, die Trecker die Pinsel und die Aussaat die Farbe. Die tief stehende Sonne bringt das Bild zum leuchten.
Nach dem Frühstück besuchen wir das Museum und die netten Damen am Empfang empfehlen uns die Führung um 13 Uhr.
Um es vorweg zu nehmen: Ja, die Führung lohnt sich! Doch lohnt es sich, vorher oder danach, die Objekte in Ruhe zu betrachten. Und das kleine Museum mit Muse zu betrachten.
Allein die mannshohe Figur des Keltenfürsten bannt uns lange Zeit. Da steht diese Figur, die in einem Graben liegend, zweieinhalb Jahrtausende überdauerte, als wäre sie gerade vom Bildhauer erschaffen worden.
Es ist das Original – kein getreues Abbild, wie wir zuerst vermuten.
Erfurchtsvoll und staunend stehen wir vor dem Keltenfürst Nr. 1.
Drei weitere, jedoch zerbrochene und in Fragmenten erhaltene Figuren wurden gefunden.
Der Ausblick aus dem großen Fenster des Museums ist der nächste Höhepunkt.
Erscheint das Museum von Ferne betrachtet, wie das Periskop eines U-Bootes, so bestätigt sich der Eindruck. Als stünde man in einem Raumschiff über der Wetterau und schaut auf die Jahrhunderte herunter.
Die Glauburg, auf dem Gipfel des Glauberg, war nicht nur vor 2500 Jahren Brennpunkt der Region. Auch im Mittelalter haben hier offenbar Menschen Schutz gesucht. Mit einer Länge von 650 Metern und vielleicht 200 Meter Breite haben Inga und ich uns überlegt, dass 4000 Menschen den Wall bewachen mussten, sollten Angreifer den Sturm versuchen. 2 Mann pro Meter. Dazu noch einmal so viele Helfer und Kinder und Frauen. Die Fläche ist riesig und 10-20.000 Menschen könnten hier leicht Platz finden.
Aber versorgen? Mit Wasser und Nahrung?
Oder war die Glauburg, also die Hügelspitze, dank ihrer steilen Flanken für damalige Angreifer uneinnehmbar?
Wir sind wahrlich keine Wissenschaftler, aber es macht einfach Spaß sich über diese Dinge Gedanken zu machen.
Wir steigen wieder vom Hügel hinab und sind wieder 1000 Jahre weiter. Wir sitzen im warmen Wohnmobil und als es langsam dunkel wird, genießen wir die Annehmlichkeiten der Neuzeit.
Wie schön ist ein modernes Wohnmobil, wenn man gerade in Gedanken den keltischen Hütten oder mittelalterlichen Steinbauten entkommen ist.
Unsere Solaranlage hat zwar 1,5 AH geliefert, aber gleicht unseren Verbrauch nicht aus.
Testweise habe ich eine EFOY, eine Brennstoffzelle, die aus Methanol Energie erzeugt, angeschlossen. Und wirklich: Wir haben trotz Heizung, Lampen, Föhn und viel Radio und Fernsehen, die Batterien zu 100% voll.
Leider ist die Anlage nicht geräuschlos, allemal besser, wie jedes lärmende Benzinaggregat, aber ein rhythmisches Brummen bleibt. Also müssen wir einen geeigneten Platz für das Gerät finden. Aber dazu in einem späteren Artikel mehr.
So sitzen wir warm und regelrecht luxuriös am Glauberg und träumen von Kelten, Römern, Rittern und Bauern.
Am nächsten Tag wandern wir über den Höhenrücken ins Tal, über viele flache Hügelchen, vorbei an riesigen Zuckerrübenbergen durch eine Welt, die noch nicht laut und hektisch ist. Über uns sammeln sich hunderte Gänse, Kraniche und einmal sogar sechs Störche.
Erstaunlich: Da fahren wir tausende Kilometer in den Sommerurlaub und finden die gleiche Freude und Neugierde, nur wenige Kilometer von unserer Heimat entfernt.
Also mein Rat an euch: Einfach losfahren – neugierig und mutig sein.