Zu einer Zeit, als Rom im Begriff war restlos zu zerfallen (Nein, nicht zur Zeit) und Aufstände und Kriege den Pontifex bedrohten, entschloss man sich nach Avignon umzuziehen. Einer reichen Dame hatte man eh schon ein tolles Areal abgeluchst und in Frankreich lebte es sich zu dieser Zeit einfach besser, als im zusehends verarmenden Italien. Was ein Zufall, dass dann sechs französische Päpste in Avignon auf einander folgten. Und welch Zufall, dass, als einer wieder nach Rom zurückkehrte die Stadt Avignon einen Gegenpapst ausrief.
So ein Hofstaat ist schon wichtig für die Region und heute würde man sagen, einen solches Zugpferd kann man nicht so einfach ziehen lassen. Erinnert mich sehr an den Kampf der Kommunen in Deutschland um große Unternehmen. Nun, egal – Avignon hat davon profitiert und wir genießen heute noch das Ambiente des späten Mittelalters.
Als Domizil haben wir uns den Campingplatz gegenüber der Brücke ausgesucht: Camping Pont du Avignon.
Ohne es geplant zu haben, schlagen wir an den letzten Tagen eines Musik- und Künstlerfestivals in Avignon auf.
Während des Festivals wohl sehr gut besucht, haben wir Glück einen Platz zu ergattern. Wir bekamen ihn wohl auch nur, da wir keinen Strom brauchten und bereit waren einen hohen Bordstein in Kauf zu nehmen, den wir dank unserer Keile bequem erklimmen konnten.
Was wir jedoch nicht wussten, war, dass am letzten Tag des Festivals direkt vor dem Campingplatz am Rhoneufer ein Konzert stattfindet und so hatten wir einen dicken Diskobaß einige Stunden direkt vor der Tür. Glücklicherweise war es genau die Musik, die ich mag und just um 21 Uhr, als wir am Rhoneufer unsere Picknickdecke ausgebreitet hatten, hörte die Musik auf. Eigentlich schade für uns, aber prima für die Nachtruhe. Man kann viel erleben in Avignon.
Während des Festivals wird wohl die Altstadt und der Himmel illumiert
Beim Besuch der Altstadt von Avignon empfiehlt es sich das Kombiticket für Brücke und Papstpalast zu kaufen.
Die Brücke ist u.E. eh ein Pflichtprogramm und sogar wenn man kein Historienfan ist, lohnt der Palast, auch wenn die Innenausstattung nicht mehr sehr attraktiv oder authentisch ist. Man benötigt schon eine gute Menge Fantasie, um sich in vergangenen Zeiten zurück zu denken. Wenn das aber gelingt, ist Avignon ein Juwel.
Wie prunkvoll müssen die Audienzen gewesen sein? Wie großartig die Papsternennungen und Audienzen. Wie viele der Mächtigen Europas haben sich hier die Klinke in die Hand gegeben und wie lange wurden die Geschicke Europas von hier aus gelenkt. Welch Reichtum hier geherrscht haben muss. Wenn man alleine die Mengen hört die bei einer Feier des Papstes angerichtet wurden – ganze Ländereien wären statt geworden. Hier wurde geprasst und gestritten.
Ständig gebaut und umgestaltet. Decken eingezogen, Wände verrückt. Und das ist nun der große Vorteil, dass im Inneren oft der nackte Putz lacht: Auch als Laie erkennt man die Um- und Bauarbeiten der Jahrhunderte.
Und die Größe und Höhe der Säle sind atemberaubend. Und wenn man dann im Innenhof steht, vor einer gigantischen Wand und sich vor Augen führt, mit welchen Mitteln man damals gebaut hat, dann sieht man das Gebäude noch einmal mit ganz anderen Augen!
Im Rahmen des Festivals treten in der ganzen Stadt viele Hervorragende Künstler auf und ziehen ein breites Publikum an. Es lohnt sich also im Juli / August nach Avignon zu kommen.