Der dreizehnte Tag.
Ein Omen?
War es gestern an unserem kleinen Gebirgssee noch idyllisch und warm, regnet es am Morgen und die Landschaft ist grau und abweisend. Die ganze weitere Strecke über die an sich wunderbare Landschaft, macht nun keinen rechten Spaß mehr. Und so bleibt es auch den Rest des Tages. Wir fahren nach Lom, besuchen die Stabkirche, ergänzen die Vorräte, ent- und versorgen.
Die Stabkirche von Lom ist eine der größeren und war völlig überlaufen. In Hundertschaften strömten Busreisende an uns vorbei – Rücksicht ist da Nebensache. Da werden ordentlich die Ellenbogen ausgepackt und es herrscht eine Lautstärke, die einer Kirche unwürdig ist. So setzen wir uns in eine Bank und warten, bis der größte Andrang nachlässt.
In Lom herrscht dann Verkehrschaos. So viele Autos sind wir gar nicht mehr gewohnt und wir sind froh, wieder in ruhige Täler abbiegen zu können.
Unser nächstes Ziel sollte Kaupanger sein und bevor es in die Berge geht, steht eine Siegessäule an der kleinen Straße.
Riesig und weithin sichtbar.
Natürlich stellt sich als allererstes die Frage, wieso in aller Welt baut man ein solches Monument mitten ins Nirgendwo?
Die Saga-Säule von Elveseter sollte eigentlich zur Ehre der Reichseinigung in Oslo aufgestellt werden. Aber wegen politischer Querelen – der Künstler hatte im Krieg mit den Besatzern zusammen gearbeitet – wurden die Arbeiten auf Eis gelegt. Statt zu verrotten, stellte ein Privatmann die Säule anschließend in Elveseter auf und sorgt so für ein neues Ausflugsziel.
Jotunheimen streifen wir auf der E55, doch nun regnet es oft und heftig. Je höher wir kommen, desto schlechter wird die Sicht. Von den Bergen sehen wir nicht viel. Mitten in den Wolken. Die Landschaft muss bei schönem Wetter ein Traum sein – bei schlechtem Wetter ist die Fahrt kein Vergnügen.
Die letzte Talfahrt ist dann eine Qual für die Bremsen! Wir notieren für uns: Am besten die Strecke in der entgegengesetzten Richtung fahren, also von Sognedal kommend in Richtung Lom. Vor Sognedal finden wir noch zwei Fischerparkplätze, die man auch zum Übernachten nutzen könnte, aber bis Sognedal kommt dann nichts mehr. Der Campingplatz lockt uns dank einer langen Schlange nicht und so fahren wir in die Berge in Richtung Kaupanger.
Berge? Richtig. Ein Skilift und natürlich ein Hinweisschild ‚Skicenter‘. Dort stören wir niemanden und niemand stört uns. Für den Parkplatz direkt am Skilift sind wir mit 3,50 Meter Höhe eindeutig zu hoch – drei Meter Mobile dürften keine Probleme haben. Eine Brücke der Langläufer versperrt den Weg, jedoch auf dem Parkplatz direkt vor der Brücke finden wir ein ruhiges Eckchen. Das Wetter hat sich gebessert, die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind vernichtend. Dank der neuen Steueranlage für den Sat-Antenne bekommen wir wieder auf Anhieb Empfang. Vor drei Jahren war das ein Glücksspiel, mit der neuen Software dauert es nur Sekunden. Die Ereignisse in Deutschland erschüttern uns: Anschläge, Verrückte Mordschützen. Besser wir hätten den Fernseher ausgeschaltet gelassen.
Nadja kocht Nudel und Tomatensauce, die Tür ist offen. Sie dreht sich zum Fernseher und tritt ins leere – direkt vor der Tür ist eine Stufe – und fällt durch die offene Tür mit dem heißen Saucentopf in der Hand nach draußen. Irgendwie kann sie sich an der Tür noch abfangen, stürzt die zwei Stufen nach unten, überschlägt sich und bleibt mit dem Topf in der Hand liegen.
Einige blaue Flecken, die Knöchel tun weh, der Nacken schmerzt – aber es geht ihr für diesen Sturz erstaunlich gut. Die heiße Sauce ist an den Wänden, dem Mülleimer, der Tür und ein großer Fleck auf dem Boden – aber sie hat die gerade kochende Sauce nicht abbekommen – im Gegenteil: Im Fallen hat sie versucht, den Topf aufrecht zu halten und die Hälfte ist noch drin. Sensationell.
Zwar ist sie noch Stunden später angeknockt, aber Inga und ich sind froh, dass es so glimpflich aus ging.
Der 13. Tag. Die Überschrift hatte ich noch vor dem Abendessen geschrieben und wollte sie auf das Wetter beziehen. Plötzlich bekam sie eine völlig neue Bedeutung.
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