Tour de Weihnachtsmarkt: Augsburg

Einer der ältesten Weihnachtsmärkte Deutschlands. Hört man öfter? Aber für Augsburg stimmt es wohl. Die Fuggerstadt hat uns zu Gast und einiges mehr zu bieten, als nur ein Weihnachtsmarkt.

Aber erst einmal suchen wir verzweifelt einen Übernachtungsplatz. Der Stellplatz ist schon überbelegt und in Seitenstraßen steht PKW an PKW. Am Ende werden wir an einer Sporthalle in der Nähe des Polizeipräsidiums fündig. 

Das Wetter meint es dann sogar richtig gut mit uns: Statt angekündigtem Nebel scheint munter die Sonne und so nehmen wir nicht die S-Bahn, sondern tingeln zur Augsburger Puppenkiste.

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Leider sind natürlich alle Veranstaltungen ausverkauft – wir wären gerne spontan zu einer Aufführung gegangen. So heben wir uns das für einen Besuch im Sommer auf.

Wir spazieren den Rundweg weiter und kommen zur Ulrichs-Basilika. Ein beeindruckendes Bauwerk.


Fast noch beeindruckender, die anschließende Maximilianstraße.
Eine breite Straße mit herrlichen Stadthäusern, eines Kaisers würdig. So breit, dass wir uns im Geiste Aufmärsche und Umzüge vorstellen. Oder Markttage im Mittelalter. Das muss gigantisch gewesen sein.

Am Ende der Straße stehen wir unverhofft auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus.
Es ist früher nachmittag und der Markt ist noch nicht gefüllt, so können wir in Ruhe die Auslagen bewundern und uns die besten Maroni aller bisher besuchten Weihnachtsmärkte einverleiben. Wir kommen mit Franz ins Gespräch und er erläutert uns die Kunst der Esskastanienzubereitung: „Nicht auf der flachen Seite einritzen! Und auf keinen Fall tief einschneiden.“
Das werde wir demnächst ausprobieren.

Die Buden sind einfallsreich gestaltet. Manche Getränkestände aufwendig dekoriert, die gesamte Mannschaft immer einheitlich gekleidet. Ich habe vor Jahrzehnten selbst auf Weihnachtsmärkten Stände betrieben und weiß daher: Das macht man nur, wenn der Laden gut läuft. Demnach ist es nicht immer so leer.

Wir besuchen noch das Rathaus, denn den „goldenen Saal“ muss man gesehen haben. Auch hier galt: Prunk und Protz für den Kaiser. Über 500qm mit einer Deckenhöhe von 14 Metern. 

Am späten Nachmittag wollen wir uns die Fuggerei anschauen und kommen auf dem Weg durch die kleinen Gassen an der Gastwirtschaft „Bauerntanz“ vorbei. Warum nicht. Ein uriges Gasthaus statt Pizza im Stehn. Wir kehren ein und sind sofort verliebt. Mit den Bedienungen werden wir auch sofort warm und das Essen und das Bier sind lecker.

Am Ende erzählt uns der Wirt noch einige Anekdoten über die Weihnachtsmarktbesucher, die zu früh zum bestellten Tisch kommen, weil es am Weihnachtsmarkt doch zu kalt war und sich dann auch noch beschweren, dass der Tisch nicht schon frei war. „Das passiert regelmäßig. Aber gestern kamen welche anderthalb Stunden zu früh und blieben dann in der Nähe ihres Tisches stehen und haben den Leuten die ganze Zeit böse Blicke zugeworfen. Das geht gar nicht“

Er weist uns zum Abschluss noch den Weg zur Fuggerei und wir kommen an der ersten Sozialstation der Welt an, als es gerade beginnt zu dunkeln.

Vor 500 Jahren hatten die superreichen Fugger sicher auch ihr Seelenheil im Sinn, als sie begannen Gutes zu tun. Noch heute dürfen katholische, in Not geratene Augsburger in der Fuggerei für 88 Cent im Jahr (!) und drei Gebete (die die Fugger einschließen sollen) am Tag in der Fuggerei wohnen.

Damals sicher eine Sensation: Die Häuser sind gleich gebaut und sehr gut durchdacht. Auch heute noch großzügig, damals sicher riesig. Heute für zwei, drei Bewohner, früher vielleicht für fünf bis zehn.
500 Jahre funktioniert das System schon und es gibt keinen Grund, warum es nicht noch einmal 500 Jahr funktionieren soll.
Die Fuggerstiftung sorgt für die nötige Finanzierung und sichert das Konzept.
Mich erinnert das sehr an einen Zuckerberg oder Bill Gates, die mit ihren Milliarden nun Gutes tun wollen. Die Fugger im Mittelalter haben es vorgemacht.

Zurück am Weihnachtsmarkt: Jetzt ist es dunkel und voll!
Die schönen Getränkestände laufen auf Volldampf. Jetzt wissen wir auch, dass man hier ruhig die schönsten Stände und hochwertigsten Dekorationen aufbauen kann: Hier rollt der Rubel!

Um 18 Uhr wird es plötzlich ruhig. Kleine Kinder werden auf die Schultern gehoben und ein kleiner Junge singt bei jedem Glockenschlag auf den Schultern seines Vaters „Bimm, Bamm“

Dann ist es soweit: Auf den Balkon am Rathaus treten fünf Engel und in jedem Fenster des Rathauses stehen kleine Engel. Im Stockwerk über dem Balkon sind es kleine Engel, die ihren blonden Lockenkopf durch die Fenster recken, um das Treiben auf dem Balkon zu beobachten. Ein wirklich nettes Bild und gut inszeniert.
Dann beginnen die Engel am Balkon zu musizieren. Zumindest am Anfang ist es sicher vom Band, aber mittendrin rätseln wir schon, ob die Engel nicht live flöten und spielen.

Der Tag war lang, wir nehmen die S-Bahn zurück zum Wohnmobil.
Morgen besuchen wir den letzten Weihnachtsmarkt auf unserer diesjährigen Tour de Weihnachtsmarkt: Es geht weiter nach Nördlingen!

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