Einer der Gründe, warum wir so gerne mit dem Wohnmobil losfahren ist, dass man verschiedene Hobbys miteinander verbinden kann. So haben wir in der Regel immer die Kajaks dabei und natürlich die Kletterausrüstung. Dann fühlen sich auch schon einmal vier Tage an, wie ein ganzer Urlaub.
Diesmal ging es ins Frankenjura. Als Übernachtungsplatz haben wir den Campingplatz in Betzenstein gewählt.
Großflächige Stellplätze ohne Schatten, nette Gastgeber, dazu günstig. Die Toiletten und die Duschen sind akzeptabel, nicht mehr die neusten, aber völlig ausreichend. Jeder Stellplatz hat seinen eigenen Wasseranschluss und Abwasserablauf. So lässt sich auch längere Zeit direkt am Platz stehen. Mit dem Rad kommt mal leicht in die Stadt, ein Freibad und Kletterwald direkt vor der Tür. Dazu viel, sehr viel Natur und natürlich Kletterfelsen in jedem Waldstück.
Die fränkische Schweiz ist Deutschlands Kletter-Eldorado. 4000 Kletterfelsen sollen es sein und einer schöner, wie der andere.
So verbringen wir vier Tage in der Region. Pottenstein, Ober-Trubach und Gößweinstein sind unsere Ziele und als wir Verwandte auf dem Campingplatz in der Bärenschlucht treffen, sind wir froh, in Betzenstein zu stehen.
Zwar ist der Campingplatz lieblich an einem kleinen Flüsschen gelegen, jedoch schon im Frühjahr voll, eng und uns zu laut. Dazu hat man in dem engen Tal viel Schatten. Im Sommer bestimmt gut, im Frühjahr ist es somit kälter.
Wir klettern am ersten Tag bei leichtem Regen in Loipoldstein, im Kessel. Der Sprühregen erreicht dort die unteren Regionen nicht und so können wir einige Routen trotzdem erfolgreich gehen.
Die Gourmet ist wie immer eine gute Einstiegsdroge, der Herrenschneider nach der Schlüsselstelle schon nasser.
Wir wagen uns dann Toprobe noch in eine Route nebenan, die nirgends verzeichnet ist. Wir schätzen sie auf ein glatte 7.
Den Abend verbringen wir spielend mit Freunden im Wohnmobil.
Das Wetter wird zunehmend besser und daher geht es am Samstag an den Röthelfels. Hier steht vor einer der größten Felswände in der fränkischen Schweiz der Daniel. Ein aufragender Fels von dem es tolle Bilder gibt. Wir arbeiten uns verschiedene Routen hinauf, eine 7-, bei dem der erste Sicherungshaken in gut 8 Metern hängt, sichern wir vorher ab.
Rechts davon hat mir noch die Kumulus (7) gefallen. Der obere, überhängende Teil sieht böse aus, lässt sich aber überraschend gut klettern.
Am Abend fahren wir zur Burgruine Leienfels. Das gleichnamige Gasthaus lohnt einen Abstecher. Vorher oder hinterher einen Spaziergang zu Ruine.
Wir essen nicht nur gut, der Schnaps schmeckt, der Wirt ist sehr freundlich und am Ende ist der Preis auch noch günstig.
Wir kommen gerne wieder.
Am Sonntag dann lacht endlich die Sonne. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir nach Gößweinstein. Für Wohnmobile gibt es einen Geheimtipp: Am Parkplatz in Gößweinstein vorbei, die nächste Straße rechts. Am Ende des Schotterwegs befindet sich ein Wanderparkplatz. Von dort lässt sich gut bis ins Tal zu Mühle wandern oder auf den Höhenwegen die Elbenfelsen erkunden.
Eine Wanderung dort macht viel Spaß und dank der einen oder anderen Kletterei am Rand, freuen sich auch viele Kinder.
Wir haben ein anderes Ziel: Den Napoleon. Einen 40 Meter hohen Fels, der allein im Wald steht und von allen Seiten beklettert werden kann. Große Namen haben sich hier in den 70er und 80er Jahren verewigt. So gibt es eine Route von Kurt Albert und direkt daneben eine von Glowacz.
Zum warm machen nehmen wir erst einmal eine einfache 5+. Im Franken hängen die Sicherungen oft hoch und so sind auch solche Routen nicht ungefährlich. Auf gut 8 Metern kommt die erste Sicherung. Nichts für schwache Nerven – oder man hat mobile Sicherungen dabei.
Dafür ist der Ausblick nach 40 Metern nicht zu überbieten. Wir blicken in das Tal der Wisent! Übrigens ein toller Kajakfluss für die ganze Familie. Nicht zu langsam, nicht zu schnell. Manchmal gemütlich, manchmal rasant. Sehr zu empfehlen!
Wir klettern noch einige Route. Der Freundschaftsweg (7) von Kurt Albert hat es mir angetan. Doch ich verlaufe mich auch den ersten Metern in die Route vom Glowacz „Membrane 8+“. Nach ca. 1/3 der Route wird es mir zu viel und ich wechsele nach rechts und laufe die zweite Hälfte der Route nun in der einfacheren Freundschaftsroute vom alten Kurt. Die kommt mir dann plötzlich richtig einfach vor.
Auf der Rückseite begehen wir noch den Gemsenweg 5+ und den Osterhasenweg 6+, die beide ein Genuss sind.
Der Abschluss bildet dann noch ein Fels oberhalb von Gößweinstein: Im Wald liegt die Breitenberg Südwand. Großer Name für einen kleinen Fels. Auch hier lässt sich unweit der Straße parken und auch für Nicht-Kletterer – also Wanderer – findet sich viel Natur und nette Wanderwege.
An diesem Abend fahren wir über Bärnfels nach Hause und fragen auf der Straße nach einer guten Wirtschaft.
Der angesprochene Herr meint „Hier gibt’s nix. Fahrn se lieber nach Ober-Trubach in die „Fränkische Schweiz“ da is guat.“
Und das tun wir auch. Eine nette Wirtin nimmt uns freundlich in Empfang, der Gastbereich ist hell und freundlich und am Nebentisch sitzen schon Kletterer, die wir am Nachmittag am Fels schon sahen. So klein ist die Welt.
Das ist lecker und reichhaltig, das Bier süffig und der abschließende Schlehen-Schnaps eine Wonne.
Ein schöner Abschluss eines langen Tages.
Am Montag dann verabschieden wir uns vom Campingplatz Betzenstein. Etwas zurückgeblieben die Einstellung, dass wer mit Karte bezahlen will, eine Gebühr entrichten soll.
Wir finden einen schönen Parkplatz oberhalb von Bärnfels. Von hier aus lässt es sich gut wandern und das Dorf erkunden – oder eben klettern gehen.
Die Reibergswände liegen nur ein paar Minuten vom Parkplatz entfernt. Für Wanderer gibt es hier eine interessante Höhle zu bewundern. In diesem Gebiet wechseln die Gesteinsarten, was zu außergewöhnlichen Formationen und zu Höhlen geführt hat.
Die Felsen sind gut besucht und so beginnen wir notgedrungen mit der linken Wand und dummerweise mit einer einfachen, aber völlig begrünten Route. Zum warm werden…
Eher: um Angst zu bekommen.
Einfache Routen sind manchmal gefährlicher, wie schwere!
Danach geht auf der linken Seite in eine ganz nette 6+, den Hollunderriss.
Mittlerweile ist der rechte Fels frei und wir schon müde nach drei Klettertagen. So beschließen wir nur noch Genuss zu klettern:
Den Dornriß 6+ und den Stachelriß 5+ gehen wir noch, um anschließend noch um das ganze Gebiet zu wandern und uns den Wald und die Felsformationen anzuschauen.
Es ist schon erstaunlich, was die Natur in Jahrmillionen hier geschaffen hat. Wer mit offenen Augen durch das Frankenjura wandert wird viel Spannendes entdecken.
Zum krönenden Abschluss fahren wir zurück an die Wisent, zur Stempfermühle. Wer an der Straße keinen Parkplatz findet, kann auch oberhalb am Bahnhof parken. Oder weiterfahren zur Sachsenmühle, die einen netten Biergarten hat.
Die Stempfermühle hat immer ein hervorragendes Angebot an leckeren Kuchen und Torten!
Nach drei Klettertagen gönne ich mir daher auch zwei Stücke und wir genießen am schnell fließenden Fluss die Aussicht und die Frühjahrssonne.
Viel zu schnell holt uns der Alltag wieder ein, als wir im Stau auf der A3 stehen. Aber der Erholungswert der vier Tag ist groß genug, um lächelnd darüber hinweg zu sehen!
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