Es gefällt uns so gut, dass wir den zukünftigen Reiseplan eindampfen. Fjällbacka und die Schären, dazu traumhaftes Wetter, nette Menschen.
Wir bleiben noch einen Tag.
Nach einem ausgiebigen Frühstück verdonnert uns Inga auf die Felsen. Sie war in den letzten Tagen immer wieder einmal stundenweise verschwunden und ist über die höherliegenden Felsen gewandert.
Heute nun will sie uns die schönsten Stellen zeigen. Etwas zweifelnd folgen wir und sin nach kurzer Zeit froh die Wanderschuhe angezogen zu haben.
Es ist schon erstaunlich. Oben auf den Felsen scheint man in einer anderen Welt zu sein. Heidekraut und niedrige Büsche, rundgeschliffene Felsformationen, Steinhaufen.
Ein Steinhaufen entpuppt sich dann als vorzeitliches Steingrab, wie ein Schild erläutert. Seit Jahrtausenden leben und sterben hier Menschen. Wenn man darüber nachdenkt, erscheint das Land in einem ganz anderen Licht.
An den höchsten Stellen hat man einen tollen Blick über das Städtchen und die Schären.
Nun können wir verstehen, wieso Inga so viel Zeit hier verbrachte.
Anschließend zieht es Inga und mich noch einmal zum klettern in die Schlucht. Diesmal haben wir uns einiges vorgenommen. Beim ersten Mal konnten wir die Routen kaum finden, nun hoffen wir sie besser zu klettern. Diesmal klettern wir gleich über die Seite nach oben und hängen von oben das Seil ein. Es gibt einfach zu wenige Sicherungsmöglichkeiten um die Routen von unten selbst abzusichern.
Ich suche zwar nach Möglichkeiten Selbstsicherungen (Friends und Keile) zu setzen, aber es gibt kaum eine Möglichkeit. Auf 10 Metern Höhe gelingt es mir nur an zwei Stellen. Das ist mir zu unsicher.
So klettern wir Toprope und haben immer noch genug zu kämpfen.
Direkt unter dem Querfelsen gelingt uns eine schöne Tour und als wir wieder oben sind, genießen wir das tolle Panorama der Schären.
Am Nachmittag geht es dann wieder mit dem Kajak aufs Meer.
Es ist mir völlig unerklärlich, wie man überhaupt Urlaub ohne Kajak machen kann 🙂
Ok, man schleppt das Teil einige hundert oder tausend Kilometer durch die Lande, aber es gibt so viele Gelegenheiten es zu nutzen.
Wir fahren zwei Seekajaks, ein einer und einen zweier. So kommen wir gut auf dem Meer und jedem See zurecht. Sie sind sehr spurtreu und obwohl recht schwer, relativ schnell. Wir trafen einige Kajaker mit Lettmann Booten. GFK und Kohlefaser. Damit waren sie viel leichter, was sich auf Touren natürlich bezahlt macht. Wiegt unser Boot 28 Kilo, kommen die Kohlefaserboote nur auf 18 Kilo.
Als ich aber sah, wie vorsichtig die Fahrer anlandeten und Angst vor unter dem Wasser liegenden Felsen hatten, war ich doch sehr froh in unserem schweren Kunststoffboot zu sitzen. Damit kann man in voller Fahrt auf Felsen aufsetzen oder an Land rasen. Da geht nichts kaputt. Das Material hält. Und das schon über zwanzig Jahre.
Wir fahren auch ein Faltboot und ein Stearns Aufblasboot. Beide haben den Vorteil, klein zusammengelegt zu werden. Aber meist baut man sie dann doch nicht für eine kurze Runde auf oder wenn sie naß sind, muss man lange waretn, bevor man sie wieder im Unterboden verstauen kann.
Dazu fahren sie bei weitem nicht so schön und gerade die Aufblasboote sind Kraftfresser.
Nett als Badeboot und kleine Runden auf einem See oder Fluß, aber für längere Touren ungeeignet. Auf Flüssen bis WW3 kann man damit auch gut fahren – da macht die Arbeit der Fluss und auch ungeübte rutschen über Schwallstrecken einfach drüber.
Aber am Meer oder längeren Touren – da sollte es etwas vernünftiges sein.
Mittlerweile wünschen sich meine Frauen leichtere Paddel, nachdem wir ein sehr leichtes haben, will keiner mehr die schweren benutzen. Also auch hier: Es lohnt sich nicht auf den letzten Cent zu achten.
Diesmal plane ich eine größere Runde und habe sicherheitshalber neben dem Navi auch noch einen Kompass und Verpflegung dabei.
Auf den letzten Touren fiel mir immer wieder dieser quadratische Fels auf, der im unteren Teil auseinander gerutscht zu sein scheint und auf dem Sand liegt. Mit guten 15 Meter Seitenlänge sieht der Stein aus, wie am Strand abgelegt.
Wie kommt der da hin? Wo kommt er her? Alle anderen Strukturen hier sind rund, abgeschält, von Gletschern geschliffen oder von Wind und Wellen bearbeitet.
Immer wieder fahre ich um den großen Stein. Später meint Nadja, dass nicht der obere Teil nach hinten gekippt ist, sondern der block quer steht und der untere Teil abgebrochen sein könnt und nun (seit hunderten oder tausenden von Jahren) auf dem Sand liegt.
Wie spannend solche Dinge werden, wenn man Zeit genug hat, darüber nachzudenken 🙂
Ich paddele weiter und komme in Buchten, in denen schöne Schwedenhäuser stehen. Keine kleine Hütten, Große Prachtbauten finden sich hier.
Ausschließlich mit dem Boot zugänglich. Und so wie es aussieht, sind das keine Ferienhäuser. Bei manchem stehen die Kühe nebendran und einer hat ein Ausflugsboot für Touristen vor der Tür liegen.
Nach gut 10 Kilometern fahre ich um eine kleine Insel herum, hinter der ich ein Haus sehe. Als ich um die Ecke komme, staune ich nicht schlecht. Haus an Haus reiht sich um einen Naturhafen, der gut geschützt durch hohe Felsen mitten in den Schären liegt. Reiner Zufall führt mich dort hin. Später entdecken wir, dass es Ingas Insel ist, sie kam von der anderen Seite und lief über Land zum Haus ihrer Helfer, während ich von der Seeseite dort eintraf.
Nach zwei Stunden wechselt das Kajak seinen Fahrer, Nadja und Inga drehen auch noch ein paar Runden und am Abend rüsten wir uns bei schönstem Wetter für die Abfahrt. Kurz überlegen wir, erst am Morgen alles zusammen zu packen, und die Abendstunden noch zu genießen und den Wolkenlosen Himmel und den Sonnenuntergang zuzuschauen. Aber was weg ist, ist weg und wir kommen morgens schneller los. Also packen wir.
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