Schottland: Islay – Der Whiskywanderweg

Laphroaig, Lagavulin, Ardberg

6 km Spaziergang und drei berühmte Destillerien erfolgreich abgearbeitet.

Heute ist ein Vatertag. Also einer dieser Urlaubstage, bei denen ich mache, was ich will. Vor zwei Jahren war die Übernachtung am Geirangerfjord (wo mich Steine fast erschlagen hätten).
Dieses Jahr ist es der Besuch meiner Lieblings-Whisky Destille Laphroaig.
Schließlich besitze ich auf Islay auch ein Stück Land.

Ok, nur ein Werbegag, aber die Idee fand ich lustig. Beim Kauf einer Flasche Laphroaig war ein Zettel dabei, dass man sich anmelden sollte und man wäre dann ein Freund und bekäme einen Plot Land auf Islay. Wenn man sein Land besuchen kommt, bekommt man einen Whisky umsonst, man solle aber Gummistiefel mitbringen, es könne sein, dass das Land nicht ganz trocken liegt.

Soweit so gut.
Das war 2011. Ich bekam eine Urkunde zugeschickt und seit diesem Tag, reifte der Plan, irgendwann einmal m e i n Grundstück auf Islay zu besuchen.

Die Insel Islay ist die südlichste Insel der inneren Hebriden und zudem sehr fruchtbar. Aber außer Whiskydestillerien scheint es nicht viel zu geben.
3000 Menschen, 30000 Schafe, einige Sehenswürdigkeiten von der Steinzeit bis heute, ein mildes Klima (sagen die Leute dort – der normale Mitteleuropäer mag da anders denken)

Auf die Frage an eine junge Frau, die gerade Hund und Kind Gassi führt, was das schönste an Islay wäre, erstaunt mich deswegen die Antwort nicht: „Die Winterstürme! Wir haben so herrliche Winterstürme auf Islay“

Aha!

Dann erzählt sie noch, dass sie noch nie im Ausland war und deswegen keinen Vergleich hat. Also sie war schon mal in England. Aber das zählt ja nicht.

Die Menschen hier lieben ihre Insel und was braucht man auch mehr, als weite Wiesen, sanfte Hügel, einen guten Whisky und natürlich Winterstürme. Die dürfen selbstverständlich nicht fehlen.

Ich hingegen habe nur einen Tag für Islay, um genau zu sein sogar nur 4 Stunden.
Wer auch immer sich den Fahrplan ausgedacht hat, es muss ein Spaßvogel gewesen sein.

Um 7 Uhr morgens fährt die Fähre von Kennacraig auf Kintyre ab nach Port Ellen auf Islay.
Und um 12.45 fährt die letzte Fähre wieder zurück.
Die letzte Fähre!
Bei zwei Stunden Fahrzeit bleiben knapp vier Stunden. Und es überrascht mich nicht dass Handwerker zu Insel übersetzen und für ihren Auftrag über Nacht dort bleiben oder aber ganz schnell arbeiten müssen. So Typen treffe ich auf dem Schiff, der Kesselbauer ist am Mittag zurück, die Männer von der Steinmauerfirma bleiben über Nacht.

Die Trockenmauerjungs treffe ich später tatsächlich beim Arbeiten und für 18 Meter Mauer brauchen sie zu dritt drei Tage.
Ich sehe Mauern, die sind hunderte Meter lang – für Steinmauerarbeiter gibt es also mehr als genug zu tun. „Brücken machen wir auch“ sagt der Senior und lacht. „Der schönste Beruf der Welt“
Vielleicht sollte ich das mal in Deutschland beginnen. Hört sich nach einer Marktlücke an.

Zumindest in Schottland funktioniert es und die zwei Männer sehen bei ihrer Arbeit glücklich aus. Hat etwas von Tetris in 3D.

Port Ellen kommt in Sicht.
Von der kleinen Hafenstadt wurde ein Touristenpfad bis zur Destillerie Ardberg gebaut.
Diesen Weg kann man in 3 ½ Stunden bequem wandern und so drei bekannte Destillerien besuchen und die Mittagsfähre zurück nehmen.
Dachte ich beim Aussteigen noch, dass ich der einzige Bekloppte bin, der sich so etwas antut, spätestens auf dem gut ausgebauten Weg stelle ich fest, dass mit mir einige Dutzend sich auf den Weg gemacht haben. Per Fahrrad bin ich kurze Zeit später bei Laphroaig und jetzt kommt die große Überraschung: Nix Werbegag: Die meinen das ernst mit dem Plot und der Freundschaft.
Ich bekomme meinen Begrüßungswhisky (um 10 Uhr morgens) und im Besucherzentrum gibt es extra einen Raum mit Gummistiefeln in allen Größen. Dazu Fähnchen zum Abstecken des eigenen Plots mit den verschiedensten Fahnen.

Das Beste aber ist eine ganze Wand mit dicken Büchern.
Hier sind alle registrierten Freunde von Laphroaig eingetragen und da ich meine Nummer kenne, finde ich tatsächlich in einem der über 130 Bücher meinen Eintrag.

Nach einem Whiskytasting (es ist ja immerhin schon 10:30) bei dem ich drei interessante 15 jährige probiere, mache ich mich auf, um meinen persönlichen Plot zu suchen.

Mein GPS spinnt ein wenig, zeigt mir dann aber das Areal.
Schön grün und nicht einmal unter Wasser.
Zwei Holländer, die mit mir schon auf der Fähre waren, wandern mit ihren Fähnchen aber in eine ganz andere Richtung. Irgendetwas ist hier faul. Also beschatte ich sie heimlich und komme auf der anderen Straßenseite auf ein großes Feld – mit vielen, vielen Fähnchen aus aller Herren Länder.
Ich checke noch einmal Google und siehe da, mitten auf dem matschigen Feld zeigt er nun meinen Plot. Da hätte ich doch beinahe ein falsches Stück Land als mein Eigentum markiert! Der steht zwar dank der aktuellen Trockenheit nicht unter Wasser, aber im restlichen Jahr verwandelt sich der matschige Boden sicher in eine nette Schlammparty – gut, dass Laphroaig so viele Gummstiefel für seine Freunde zum ausleihen anbietet.

Jetzt aber schnell weiter, die Zeit rennt.
Mit dem Rad ist man in wenigen Minuten auf dem perfekt ausgebauten Wanderweg bei der Destillerie von Lagavulin.
Auch hier teste ich einige Whisky (es ist ja schon fast 12 Uhr, da ist das sicher auch Nicht-Schotten erlaubt), aber auch der teure 18 jährige Whisky trifft meinen Geschmack nicht.

Relativ schnell finde ich mich daher in Ardberg wieder.
Ardberg ist im Vergleich zu Lagavulin deutlich mehr auf Besucher ausgerichtet. Ein großzügiger Außenbereich, überall stehen Exponate, Weinfässer, alte Gerätschaften, ein großer Verkaufsraum.
Ich teste diesmal nur 2 Sorten (8 Whisky bis zur Mittagszeit – das wird eine lustige Heimfahrt), aber auch hier finde ich nur, was ich in Deutschland auch kenne.

Überhaupt sind die Preise in Schottland für Whisky deutlich teurer. 10-15% spart man für die Flasche, wenn man sie in Deutschland bestellt.

Auf dem Rückweg überhole ich die ganzen Fußgänger, die schon morgens mit mir auf der Überfahrt waren und bin pünktlich um 12.45 Uhr an der Fähre.

Was wirklich sehr schade ist, denn Islay hat sicher viel mehr zu bieten als drei Destillen. Landschaftlich sah es sehr nett aus und einige Wohnmobilstellplätze um Port Ellen lassen auch einen längeren Aufenthalt zu.
Wer aber nur einmal die berühmten torfigen Whisky Destillerien von Islay sehen möchte, der kann den Schnelldurchgang wie oben beschrieben wählen.

Zurück am Festland fahren wir über Oban in Richtung Fort Williams. Glencoe soll der nächste Höhepunkt unserer Reise werden.
An einem stillen Wanderparkplatz nicht weit vom Loch Leven und  fern der Hauptroute finden wir einen Platz für die Nacht.

Schottland Reisebericht:

Schottland - Wichtige Infos vor dem Start
Unsere Reiseführer - Buchempfehlung
Die TOP-Reiseziele
01 - Anreise, Jedburgh Abbey, Melrose Abbey
02 - Mit dem Kajak zum Bass Rock, Tantallon Castle, Basstölpel und Robben  
03 - Edinburgh mit dem eBike, Castle und Royal Mile
04 - Harry Potter Trail, Dean Village und die Kelpies
05 - Stirling Castle, Wallace Monument
06 - Zum Golfen nach St. Andrews
07 - Highlands und Balmoreal Castle: Die Queen ist zu Besuch
08 - Dunnotar Castle - Pennan
09 - Whiskytasting und das Schlachtfeld Culloden
10 - Dunrobin Castle und Loch Ness
11 - Delfine vom Stellplatz aus beobachten
12 - Das berühmteste Schloss: Eilean Donan Castle
13 - Hebrideninsel Skye und der Leuchtturm Neist Point
14 - Feary Pool ohne Wiederkehr
15 - Singing Sands
16 - Tobermory auf Mull
17 - PUFFINS!!!
18 - Islay - ein ganz privater Whisky Trip
19 - Clencoe,
20 - Radtour am Lake Katrine: Mit Sir Walter Scott unterwegs
21 - Calaeverock Castle, Hadrians Wall und Robin Hood
21 - Tipps
22 - Empfehlungen
23 - Reiseroute

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2 Antworten

  1. Hallo Herr Rode,
    ich habe begeistert Ihren Blog zur Isle of Islay gelesen, denn ich stecke mitten in der Reiseplanung für unsere Familie, die sich aus 2 begeisterten Whiskytrinkern der Whiskys aus Islay, einer Teenagerin und mir als Mama/Frau/Reiseorganisatorin zusammensetzt. Der Beitrag liest sich herrlich, vielen Dank für das Teilen mit vielen Unbekannten und noch viele tolle Reisen wünsche ich Ihnen.
    Beste Grüße,
    Meike Slaby

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