Rumänien – Absturz in der Bicaz Schlucht

Heute sind wir Reisemobil und müssen wieder einmal Kilometer schrubben.
Aber auch das ist in Rumänien schön.
Wir fahren durch eine Landschaft, die uns an das Allgäu erinnert, nur 10-mal so groß.
Und grüner.
Und Blumen.
Blumen, Blumen, Blumen
.
Wir haben noch nie so viele Blumen in den Wiesen stehen sehen.

Kilometerlange Blumenwiesen.
Unser Fernziel sind die Klöster der Bukowina und auf dem Weg dorthin soll es durch die Bicaz Schlucht gehen. Wir übernachten an einem kleinen Campingplatz direkt an einem Bach.
Lagerfeuer ist wieder inklusive und wer möchte

bekommt Familienanbindung und kann am Abend mit den Rumänen feiern.
10 Euro kostet uns die Nacht. Als es dunkel wird, wird es still im Tal. Dieser Platz liegt wirklich sehr idyllisch und ist sehr zu empfehlen, auch für mehrere Tage.

Am roten See vorbei (uns ist es hier viel zu touristisch – Horden von Menschen strömen zum See)
und dann sind wir auf der Straße zur Schlucht.
Jeder kennt irgendwo tolle Schluchten. Aber die Bicaz Schlucht ist wirklich verdammt eng und großartig anzuschauen. Die Felswände ragen nur wenige Meter von der Straße entfernt bis zu 300 m vertikal nach oben.
So großartig, dass ich am ersten Parkbereich mit Verkaufsständen halte (sehr touristisch, aber nett und mit vielen schrägen Mitbringseln).
Das ist nun der richtige Zeitpunkt, um die Drohne herauszuholen und eine Runde zu fliegen.


Ein paar Bilder von oben seht ihr hier und es macht Spaß, eine neue Perspektive zu bekommen.
Also noch einen Tiefflug durch die Schlucht.

Absturz – bloß wo liegt die Drohne??

Und wusch, von der Seite erwischt eine Böe die Drohne und drückt sie in einen Baum.
Ganz doof, der Baum steht auf einem Fels, der mitten in der Schlucht liegt.
15 Meter hoch und ganz obendrauf stehen die Bäume.
Verflucht, verflucht, verflucht.
Aber alles Fluchen bringt nichts.
Ich bin zwar passionierter Kletterer, habe aber mangels Kletterpartner nur einen Gurt, meine Kletterschuhe und kein Seil dabei. Für die Befestigung der Hängematte ein 10 Meter Seil und fünf uralte Karabiner.


Und niemand in der Nähe, der mich sichern kann.
Aber irgendwie muss es gehen. Verrückterweise gibt es an diesem Fels tatsächlich eine Kletterroute. Die muss ich dann wohl hoch.
Für die Kletterer unter euch: Die Route ist ca. Schwierigkeit 8 / 8+ und die Sicherungshaken sind Bohrschrauben mit einfachen Platten. Oben ist ein Ring als Umlenker. In die Platten passt immer nur ein Karabiner.
Alles nicht wirklich erquicklich.
Der erste Meter ist schon nicht einfach, den ersten Haken clippe ich mit Müh und Not.
Die Griffe sind winzig und Tritte Mangelware. Da soll ich hoch?
Und permanent gucken Trauben von Touristen zu, was ich da so treibe.
Am dritten Haken kommt mir die Idee, mit einem Einbeinstativ der Fotoausrüstung einen Karabiner und das Seil in den nächsten Haken einzuhängen. Das klappt tatsächlich, aber der Karabiner bleibt so offen und ist damit nicht sicher. Doch ich arbeite mich in der nächsten Stunde (!) von Haken zu Haken. Bloß keinen Fehler machen. Manchmal bin ich doppelt gesichert. Aber – wenn auch nur ganz kurz – immer vor dem nächsten Haken meist gar nicht. Ein Fehler und das war’s.
Ich erreiche den Umlenker und meine Beinmuskeln krampfen. Jetzt muss ich mich irgendwie noch zu den Bäumen hoch schaffen und hoffen, dass die gut verwurzelt sind. Denn dort oben gibt es keine Sicherungen.
Mit viel Geduld komme ich nach oben und ganz ehrlich: am absolut obersten Punkt liegt die Drohne in einem Loch. Kein Wunder, dass ich sie von unten nicht sehen konnte.

Ich lasse mich mit dem 10 Meter Seil ab – das ist natürlich zu kurz, um wieder bis nach unten zu kommen. Daher muss ich am Ende einen Karabiner opfern, der nun in der Wand hängt. Aber ich komme heil, verschwitzt und unendlich müde gesund und mit Drohne wieder unten an.

Alles gut gegangen.

Jetzt ist die Bicaz Schlucht nur noch zweitrangig.
Sie ist schön und überall finden sich Parkbuchten und Touristenläden, aber vor Müdigkeit mache ich nicht einmal mehr Bilder.
Wir fahren an einem großen Stausee entlang auf der bislang übelsten Straße in Rumänien. Erst am Ende des Stausees finden wir eine Möglichkeit zum Freistehen. Der nächste Campingplatz ist noch einmal 15 Kilometer entfernt und so stellen wir uns zu den Anglern, die im Rudel Fische aus dem See holen. Später parken wir auf die nahe gelegene Wiese um.
Ein Straßenhund gesellt sich rasch zu uns.


Und da wir mittlerweile wissen, dass sie gute Freunde sein können, freunden wir uns mit ihm an, er wird uns die Nacht bewachen.

Teil 18 hat endlich wieder mit Kultur zu tun. Schluss mit Abenteuer und Aufregung.

Rumänien-Roadtrip Inhaltsverzeichnis:
Teil 1 : Temeswar
Teil 2 : Die Burg von Eisenmarkt und die mystischen Daker
Teil 3 : In Karlsburg eine orthodoxe Taufe
Teil 4 : Im Freilichtmuseum Rumänien 
Teil 5 : Hermannstadt
Teil 6 : Verschneite Pässe und Hobbits
Teil 7 : Lustig ist das Zigeunerleben
Teil 8 : Biertan und Malmkrog, erste Kirchenburgen
Teil 9 : Schäßburg ohne Dracula
Teil 10: Die mutigen Frauen von Deutsch-Weißkirch
Teil 11: Besuch bei Königin Maria
Teil 12: So schön ist kein anderes Schloss
Teil 13: AKTIVE VULKANE
Teil 14: ich schick dich in die Walachei!
Teil 15: Prejmer und das Weltkulturerbe
Teil 16: Traumberuf Burghüter
Teil 17: Die Bären sind los
Teil 18: Absturz in der Bicaz Schlucht
Teil 19: Voronet in der Bukowina 
Teil 20: Sucovita, Moldovita und die längste Seilbahn Rumäniens
Teil 21: Alt und Neu in Maramures 
Teil 22: Kann ein Friedhof fröhlich sein?
Teil 23: Fakten und Fazit: Lohnt eine Reise nach Rumänien?

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Eine Antwort

  1. Wenn ich das lese…………… Angst und nochmal Angst nach Rumänien zu fahren wird mir schlecht.Wir waren in DDR- Zeiten jedes Jahr mal in Rumänien zum Klettern, Wandern usw. Im Sommer und im Winter.Die Gastfreundschaft gab es schon immer und uns ist nie was passiert .Diese Gastfreundschaft gibt es in den westlichen Ländern schon nicht mehr.Es ist schon erstaunlich, nach 30 Jahre Wende wie der Westen die Ostländer entdeckt…………Ja es gibt auch außerhalb des Westens schöne Länder ,Natur usw. komisch , wer hätte das gedacht ?

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