Was sind denn eigentlich Schlammvulkane?
Sprüht es da heißen Schlamm aus dem Boden?
Das haben wir uns am Morgen gefragt, bevor der Guide kommt.
Die Gruppe ist längst auf den Beinen und frühstückt schon, als wir uns dazu
gesellen.
Der Guide erweist sich als Experte aus Deutschland, der der Liebe wegen in der
nahegelegenen Stadt eine Heimat gefunden hat. Der Mann weiß von was er spricht
und erzählt uns als erstes einmal etwas, das uns noch gar nicht aufgefallen
ist:
Wir sind hier in der Walachei.
Und wir sind in einem geologisch einzigartigen Gebiet. Vergleichbare Vulkane findet man noch auf Island und auf Java.
Aus rund 3000 Meter Tiefe wird Wasser, Schlamm, Öl und Gas an die Oberfläche gefördert.
Nicht heiß, dafür stinkend nach Methan und durch das Öl glitschig und mit tollen Farben.
Und wo der Schlamm austritt, verwandelt sich die Landschaft in eine Einöde. Wenn es dann im Sommer noch heiß wird, kommt es einem vor, als sei man in einer Wüste.
Wir müssen den nächsten Hügel hinauf.
Und gleich noch ein Hinweis:
Die Schlammvulkane oberhalb des Campingplatzes sind deutlich größer, wie die auf der anderen Seite des Hügels. Obwohl auf dem Schild vor der letzten Abzweigung der Straße, der Pfeil, der nach links zeigt viel, viel größer ist. Rechts geht es zum Campingplatz.
Die Erklärung ist einfach. Der Besitzer eines Restaurants am anderen, kleineren Schlammvulkan hat dieses Schild aufgestellt. Kein Wunder, das sein Pfeil viel größer ist.
Wir sind also zu den richtigen Vulkanen unterwegs.
Und tatsächlich, kaum haben wir die Kuppe erreicht, die noch
satt und tiefgrün bewachsen ist, wird der Bewuchs spärlich und hört ganz auf.
Wie Sandberge liegen vor uns. Festgestampft, der Schlamm der letzten
Jahrhunderte oder Jahrtausende. Denn der ölige Schlamm kommt nicht in großer Menge
aus dem Boden, dafür aber rund um die Uhr, Tag für Tag. Mal mehr, mal weniger.
Kaum haben wir die Hütte der ‚Bewacher‘ hinter uns und unseren Eintritt bezahlt, stehen wir auf der sandigen Fläche und es wird deutlich wärmer und in der Sonne sind wir froh, unsere Hüte dabei zu haben.
Unser Führer holt die Gruppe zusammen und erklärt uns die geologischen Vorgänge.
Tief unter uns gibt es Öl- und Gasvorkommen, die Gase entweichen durch feine Risse und reißen Öl und Wasser mit nach oben. Bis zur Oberfläche ist es ein schöner Mix, der als Schlamm durch mehr oder minder große Löcher an die Oberfläche kommt.
Um die Löcher ist es weich. Wer hier hinein kommt, kommt alleine nicht mehr heraus.
Da es in den letzten Wochen viel geregnet hat, ist der Schlamm sehr dünnflüssig.
An einem Krater können wir dann sehen, wie es den Schlamm zähflüssig heraus drückt.
Die Gruppe ist schon wieder weiter gezogen, ich mache noch Filmaufnahmen, als ich mit einem Fuß im Matsch stehe.
Wenn es hier regnet, lässt man keine Touristen auf das Areal und nun weiß ich auch warum. Wie auf Schmierseife rutsche ich weg.
Nur weg von dem Trichter.
An einer anderen Stelle hat offenbar ein Vulkan größere Mengen ausgestoßen und im Minutenrhythmus hört man Gas entweichen. Pfeifend und zischend entweicht es aus dem Loch.
Ich gehe ganz nah heran, um das Zischen aufzunehmen und am Ende liegt meine Kamera mitten im Matsch. Prima.
Den halben Nachmittag verbringe ich dann damit, das ölige Gemisch abzutupfen. Nichts passiert aber gelernt: Schlamm aus Schlammvulkanen lässt sich nur schwer abwischen.
Der Rest ist schnell erzählt:
Faul in der Sonne gesessen, viel Bier und Wein getrunken, gegrillt, geschlafen, gelesen. Noch mehr getrunken und nichts gemacht.
So kann es weiter gehen.
In Teil 14 werden wir in die Walachei geschickt
Rumänien-Roadtrip Inhaltsverzeichnis:
Teil 1 : Temeswar
Teil 2 : Die Burg von
Eisenmarkt und die mystischen Daker
Teil 3 : In Karlsburg eine
orthodoxe Taufe
Teil 4 : Im Freilichtmuseum
Rumänien
Teil 5 : Hermannstadt
Teil 6 : Verschneite Pässe und
Hobbits
Teil 7 : Lustig ist das
Zigeunerleben
Teil 8 : Biertan und Malmkrog,
erste Kirchenburgen
Teil 9 : Schäßburg ohne Dracula
Teil 10: Die mutigen Frauen von
Deutsch-Weißkirch
Teil 11: Besuch bei Königin
Maria
Teil 12: So schön ist kein
anderes Schloss
Teil 13: AKTIVE VULKANE
Teil 14: ich schick dich in die
Walachei!
Teil
15: Prejmer und das Weltkulturerbe
Teil 16: Traumberuf Burghüter
Teil 17: Die Bären sind los
Teil 18: Absturz in der Bicaz
Schlucht
Teil 19: Voronet in der
Bukowina
Teil 20: Sucovita, Moldovita
und die längste Seilbahn Rumäniens
Teil 21: Alt und Neu in
Maramures
Teil 22: Kann ein Friedhof
fröhlich sein?
Teil 23: Fakten und Fazit:
Lohnt eine Reise nach Rumänien?