Nicht nur alte Klöster gibt es in Rumänien, offenbar ist die Gemeinschaft finanzstark genug, auch neue Klöster zu bauen.
In Bârsana stehen wir vor den Toren des erst 1993 geweihten Klosters.
Hier vereinen sich traditionelle Handwerke mit moderner Gestaltung. Und das funktioniert hervorragend. Alle Kirchen und die meisten Gebäude sind aus Holz gebaut.
Bârsana
Im Mittelalter gab es hier schon einmal ein Kloster, das jedoch aufgegeben oder enteignet wurde.
Das riesige Areal ist klar strukturiert und jedes Haus, jeder Platz strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Hier arbeiten die Nonnen, in den Gärten sieht man sie, sie eilen um die Häuser. Die Touristen sind eher Beiwerk.
Obwohl alles neu gebaut ist, ist die Wirkung erstaunlich.
Erhaben stehen die Holzgebäude auf dem Hügel, als stünden sie schon seit Jahrhunderten hier.
In der offenen Kirche gibt es so eine völlig andere Art von Malereien, wie wir sie noch nicht gesehen haben.
Dazu Handwerkskunst vom allerfeinsten. Die Schreiner und Zimmerleute durften ihr ganzes Können einbringen. Jede Nische, jeder Winkel, jede Treppe birgt eine Überraschung.
Im kleinen Museum gibt es altes Kulturgut zu bewundern und auch hier wird jeder Bereich, jede Sitzgelegenheit, jedes Fenster außergewöhnlich mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Oberhalb des nahe gelegenen Friedhofs hat man einen guten Überblick über das gesamte Areal.
Schon heute ist es ein Besuchermagnet.
Vielleicht stehen in 500 Jahren die Besucher hier – wie wir vorgestern in Moldovita – und freuen sich darüber, dass in grauer Vorzeit jemand ein Kloster gegründet und bezahlt hat.
Obwohl das „hölzerne Kloster“ nicht alt und historisch ist, lohnt sich eine Reise dorthin wirklich!
Etwas schwieriger ist das UNESCO Weltkulturerbe von Bârsana zu finden. Viele Touristen glauben, das es das Kloster sei, dabei ist es eine kleine, unscheinbare Holzkirche auf einem Hügel.
Direkt von der Hauptstraße biegt eine kleine Straße ab, die hinauf auf den Hügel führt. Die Stromkabel über der Straße sind gerade hoch genug, dass wir unter ihnen hindurch passen.
Auf einem kleinen Parkplatz können wir auch drehen und betreten ein Wiesengelände, das sich schnell als Friedhof entpuppt.
Hoch über dem Dorf thront die kleine um 1720 gebaute Holzkirche.
Sie erinnert uns sehr an die Holzkirchen in Norwegen. Einzig der ‚Stab‘ fehlt, sonst könnte man wirklich die Kirche als Stabkirche Norwegens verkaufen.
Schön sieht sie aus. Eine Frau, die die Kirche betreut, kassiert die Gebühr ab (gerade einmal 2 Euro für uns beide!) und versucht uns auf rumänisch über die Kirche zu erzählen. Das klappt eher schlecht, aber wir wissen nun, dass sie zwei Kinder hat, die im Ausland in der IT-Branche arbeiten. Zumindest das haben wir verstanden.
Unser gedruckter Reiseführer hat da mehr zu bieten:
Intrarea Maicii Domnului în Biserică ist eine von acht Kirchen aus Holz im Maramureskreis, die es auf die Weltkulturerbeliste geschafft haben. Im Inneren finden sich Malereien aus 1800, die biblische Szenen zeigen. Angeordnet nach Monaten finden sich so für die Gläubigen die wichtigsten Geschichten in Bildform.
Es ist heiß und es sieht schon wieder nach Gewitter aus. Wir sitzen im hohen Gras und lassen die kleine Kirche und die Landschaft auf uns wirken.
Hier sind die Menschen begraben, die dieses Land bewirtschafteten, die es liebten und entwickelten. Wie viele Geschichten könnte diese kleine Kirche heute erzählen?
Gut, dass die UNESCO Geld für die Erhaltung bereitstellt.
Das sind Projekte, die auch heute von der EU Geld bekommen. Daran sollten wir immer denken, wenn sich Menschen aufregen und behaupten, unsere Steuergelder würden verschwendet. Wie arm wäre die Welt, wenn wir so etwas nicht erhalten würden!
Der nächste Pass wartet auf uns und wir kommen immer näher in Richtung Ukraine.
Bewusst wird mir das, als wir zum wiederholten Male Polizeiwagen am Straßenrand stehen sehen. Dies ist die Zollpolizei, sagt uns später ein Einheimischer. Hier wird viel kontrolliert und wahrscheinlich auch viel über die Grenze geschafft. Die Stadt ist groß und sieht schmutzig aus. Wir fühlen uns nicht wohl und sind froh, Sighetu Marmației zügig hinter uns zu lassen.
Auf der anderen Talseite sehen wir schon die Ukraine, wo wir sicher auch einmal hinkommen werden. Uns reizt es schon sehr, sofort über die Grenze zu fahren. Doch unsere Reisepässe, die wir für die Einreise benötigen würden, liegen zuhause. Die Visapflicht wurde kürzlich abgeschafft.
Dann eben ein anderes Mal. Uns bleiben eh nur noch wenige Tage für den Rumänientrip.
So bleiben wir im Kreis Maramures. Die zunehmend ländlicher werdende Umgebung verändert sich stetig. Auch am Baustil erkennen wir viele Unterschiede zu den anderen bisher durchfahrenen Bezirken. Es stehen viele alte und verwitterte Holzhäuser, Hütten und Bauernhöfe an der Straße. Und anschließend sehen wir wieder lange Straßenzüge, ja ganze Städte mit neuen Protzbauten und Villen.
Unser heutiges Ziel ist der „lustige Friedhof“.
Ganz in der Nähe haben wir einen Campingplatz empfohlen bekommen.
Der kleine Campingplatz Poieni ist leer, der Besitzer begrüßt uns freundlich und wir suchen uns einen schönen Platz in der Nähe des Bachs aus. Auch hier ist die Entsorgung des Grauwassers schwierig. Das Entsorgen der Toilette hingegen funktioniert und auch die Versorgung mit Frischwasser ist gut möglich.
Kleine, offene Hütten mit Tischen und Bänken auf dem Wiesengelände warten auf uns, zum Abendessen genießen wir aber die gute Küche des Hausherrn.
Und natürlich bekommen wir zum Abschluss einen selbstgebrannten, leckeren Pflaumenschnaps vom Chef persönlich.
Der neben unserem Wohnmobil munter plätschernde Bach verwandelt sich nach einem heftigen Gewitter innerhalb von Minuten in einen reißenden Fluss. Also aufpassen, dass man nicht zu nah an einem Bach zeltet oder steht. Das Wasser aus den Bergen schießt bei Regen sehr schnell in die Bäche!
So geht der vorletzte Tag in Rumänien zu Ende.
Wir trinken noch eine ganze Reihe der leckeren Selbstgebrannten und versuchen, nicht jetzt schon wehmütig zu werden. Denn ein Highlight kommt ja noch:
Rumänien-Roadtrip Inhaltsverzeichnis:
Teil 1 : Temeswar
Teil 2 : Die Burg von
Eisenmarkt und die mystischen Daker
Teil 3 : In Karlsburg eine
orthodoxe Taufe
Teil 4 : Im Freilichtmuseum
Rumänien
Teil 5 : Hermannstadt
Teil 6 : Verschneite Pässe und
Hobbits
Teil 7 : Lustig ist das
Zigeunerleben
Teil 8 : Biertan und Malmkrog,
erste Kirchenburgen
Teil 9 : Schäßburg ohne Dracula
Teil 10: Die mutigen Frauen von
Deutsch-Weißkirch
Teil 11: Besuch bei Königin
Maria
Teil 12: So schön ist kein
anderes Schloss
Teil 13: AKTIVE VULKANE
Teil 14: ich schick dich in die
Walachei!
Teil
15: Prejmer und das Weltkulturerbe
Teil 16: Traumberuf Burghüter
Teil 17: Die Bären sind los
Teil 18: Absturz in der Bicaz
Schlucht
Teil 19: Voronet in der
Bukowina
Teil 20: Sucovita, Moldovita
und die längste Seilbahn Rumäniens
Teil 21: Alt und Neu in
Maramures
Teil 22: Kann ein Friedhof
fröhlich sein?
Teil 23: Fakten und Fazit:
Lohnt eine Reise nach Rumänien?