Loch Leven ist der erste Stopp an diesem Morgen. Leider ist der Hochnebel wieder aufgezogen und so sehen wir nicht viel, es ist mit 10 Grad erstaunlich kalt und die Landschaft wirkt abweisend. Mit dem Boot wollen wir auf die kleine Insel und uns Loch Leven Castle anschauen
Wir nehmen die Räder und machen eine Runde um Kinross House. Die Bilder davon im Internet sehen toll aus. Leider haben wir davon nichts, das Haus und der Park sind von hohen Bäumen und Hecken umstanden und man hat nie einen freien Blick auf das Anwesen.
Überhaupt brechen wir nach einer halben Stunde Radtour entnervt ab:
Das erste Mal erleben wir MIDGES – ausgesprochen Meitsches.
Riesige Schwärme, kleinste Mücken, die nicht stechen, eher beißen.
In den Haaren sich bis zu Kopfhaut durchkrabbeln, in den Ohren, Nasenlöchern. Entsetzlich. So klein, dass selbst Mückennetze nichts nutzen.
Wir flüchten uns zurück zum Wohnmobil und nebeln uns das erste Mal in diesem Urlaub mit Nobite und Antibrumm ein. (Wirkt übrigens sehr gut)
Die Lust auf Loch Leven ist uns vergangen, das Castle auch.
Wir ziehen weiter nach St. Andrews.
TIPP: Jede Möglichkeit der Ent- und Versorgung nutzen! Manchmal findet man tagelang keine Möglichkeit. Es gibt nur sehr, sehr wenige offizielle Ent- und Versorgungsplätze. In öffentlichen Toiletten dürfen keine Chemietoiletten entsorgt werden! Mit SOG fährt man ohne Chemie. An Campingplätzen kann man oft gegen Gebühr Ent- und Versorgen.
Damit kommen wir zu einem schwerwiegenden Thema in Schottland:
Der Wohnmobil Entsorgung und Versorgung.
Bislang haben wir nirgendwo einen Entsorgungsplatz oder Stellplatz gefunden. An Campingplätzen geht es zwar, meist gegen ordentliche Gebühren. Aber auch die sind rar gesät. Einmal werden wir sogar brüsk abgewiesen. Ein anderes Mal zahlen wir 15 Pfund nur für die Entsorgung.
An öffentlichen Toiletten ist das Entsorgen von Chemietoiletten verboten. Oft fließt die Gülle wohl ins Meer oder See. Gut, dass wir dank unserer SOG keine Chemie verwenden, daher nutzen wir, wann immer es geht, öffentliche Toiletten.
Nur dann nicht, wenn sich dort Touristenhorden tummeln. Das lassen wir dann doch lieber.
Und so ist es gut, mindestens eine Ersatzkassette dabei zu haben! Auf diesem Wege kommen wir drei bis vier Tage ohne Entsorgung aus.
Grauwasser lässt sich meist nur an Gullys entsorgen. Wir fragen bei Autohändlern oder tun es an Supermärkten, fragen aber IMMER und nie hatte jemand etwas dagegen. Erstaunlicherweise hält unser Abwassertank viel länger, wie erwartet. Vier, fünf Tage sind kein Problem.
Das Frischwasser reicht vier Tage, wenn wir sparsam sind auch fünf Tage. Wobei wir trotzdem jeden Tag ganz normal duschen, kochen, spülen. Wir sind selbst überrascht, wie weit wir mit 140 Liter kommen.
Frischwasser bekamen wir an Tankstellen (nur aus den Automaten – auch wenn auf Schildern steht: Kein Trinkwasser – ist es unbedenklich, sagt der Tankwart), bei Autohändlern (die haben oft einen Wasserhahn auf dem Hof und einen Parkplatz) und bei Privatleuten auf dem Land oder manchmal an einem Parkplatz eines Schlosses oder Hafens. Mehrfach habe ich ein Dutzend Mal den Kanister über den Platz geschleppt, da man nicht bis an den Wasserhahn fahren konnte.
Wasserversorgung ist also bei weitem nicht so einfach, wie wir es in Skandinavien, Frankreich und Deutschland kennen gelernt haben.
St. Andrew
Noch bevor wir nach St. Andrews kommen scheint die Sonne wieder und so kommen wir im Ursprungsort des Golfsports bei strahlendem Sonnenschein an.
Nicht nur, dass St Andrews als Studentenstadt international bekannt ist (Hier hat William seine Kate kennen gelernt) und die Straßen und Pubs wegen der gerade beendeten Prüfungen von feiernden Studenten überquellen, nein, hier treffen sich Golffreunde aus aller Welt und die meisten Geschäfte im Ort haben irgendetwas mit Golf zu tun.
Schon am berühmtesten Golfplatz, dem Old Course, in der Nähe des Strandes, sehen wir Kamerateams, die wohl irgendwelche Golfgrößen bei ihrer Runde begleiten. Erstaunlich, was in einer Kleinstadt in Schottland alles los ist.
Uns hingegen interessiert eher der mondäne Flair, das Schloss und die St. Andrews Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert.
Ein für damalige Zeiten wohl gigantisches Bauwerk, deren Überreste auch noch heute die vielen Touristen staunen lässt.
Leider sind es nur noch Mauerreste, die die Zeiten überstanden haben. Erstaunlich, dass der große Turm einer noch viel älteren Kirche immer noch steht und begehbar ist. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick über die ganze Anlagen (Für Member wieder einmal kostenlos).
Auf dem Parkplatz direkt am Meer haben wir ein Parkticket über die Nacht gekauft. Nicht ganz klar ist, ob wir das Auto nur abstellen dürfen oder auch darin übernachten. Zumindest der Parkplatzwächter gibt Entwarnung: Wir dürfen die Nacht bleiben. Aufgepasst: Mit 6,40 Meter haben wir die Maximallänge erreicht. Größer geht hier definitiv nicht.
Wir sitzen in der Sonne, genießen das schöne Wetter und schauen der absteigenden Sonne zu, als uns ein Pärchen aus dem Nachbarauto anspricht. Die Schotten fahren offenbar gerne Abends auf die vordersten Plätze und picknicken im Auto (trotz Sonne ist der Wind kalt, wir haben vielleicht 12 Grad) bis die Sonne untergeht.
Andrew und Donna sind Geschäftsleute aus St. Andrews und nach wenigen Minuten erfahren wir viel über ihr Leben, die Kindererziehung, die Preise von guten Internaten (100.000 Pfund pro Kind und Jahr) und dass harte Arbeit in Schottland auch eine 80 Stunden Woche bedeuten, um die Kleinen das alles bieten zu können.
Wir sind sehr beeindruckt, als Andrew erzählt, dass sie im Wohnmobil, Frankreich, Schweiz und Deutschland bereist haben: in 10 Tagen (!)
Andrew kommt immer mehr ins Schwärmen und macht für die nächsten Tage unsere Reiseplanung klar. Seine besten Tipps und Empfehlungen schreibt er auf die Rückseite unserer Fahrkarte.
Nach über einer Stunde, wir sind nun völlig durchgefroren, verabschieden uns die beiden, nicht ohne uns ihre Telefonnummer zu geben und das Angebot, dass wir jederzeit bei ihnen übernachten könnten und wenn irgendetwas in Schottland passieren würde, sie wären bereit uns zu helfen.
Sagenhaft!
Gerne würden wir diese Bekanntschaft vertiefen, so versprechen wir, auf jeden Fall die guten Empfehlungen anzusteuern und den schönsten Weg durch die Highlands zu nehmen.
Morgen schon geht es los.
Wir sind schon fast weg, als Donna uns zurückruft und fragt, ob wir wirklich auf dem öden Parkplatz übernachten wollen. Auf den Parkplätzen am Strand sei es viel schöner. Unseren Einwand, dass dort das Übernachten doch verboten sei, wischt sie mit einem Satz weg: „Dafür haben wir in St. Andrews gar niemanden, der das kontrollieren würde“.
Und so parken wir noch einmal um und haben eine wundervolle und ruhige Nacht direkt am Meer.
Schottland Reisebericht:
Schottland - Wichtige Infos vor dem Start Unsere Reiseführer - Buchempfehlung Die TOP-Reiseziele 01 - Anreise, Jedburgh Abbey, Melrose Abbey 02 - Mit dem Kajak zum Bass Rock, Tantallon Castle, Basstölpel und Robben 03 - Edinburgh mit dem eBike, Castle und Royal Mile 04 - Harry Potter Trail, Dean Village und die Kelpies 05 - Stirling Castle, Wallace Monument 06 - Zum Golfen nach St. Andrews 07 - Highlands und Balmoreal Castle: Die Queen ist zu Besuch 08 - Dunnotar Castle - Pennan 09 - Whiskytasting und das Schlachtfeld Culloden 10 - Dunrobin Castle und Loch Ness 11 - Delfine vom Stellplatz aus beobachten 12 - Das berühmteste Schloss: Eilean Donan Castle 13 - Hebrideninsel Skye und der Leuchtturm Neist Point 14 - Feary Pool ohne Wiederkehr 15 - Singing Sands 16 - Tobermory auf Mull 17 - PUFFINS!!! 18 - Islay - ein ganz privater Whisky Trip 19 - Clencoe, 20 - Radtour am Lake Katrine: Mit Sir Walter Scott unterwegs 21 - Calaeverock Castle, Hadrians Wall und Robin Hood 21 - Tipps 22 - Empfehlungen 23 - Reiseroute